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BOTSCHAFT VON PAPST JOHANNES PAUL II.
ANLÄßLICH DES '87 KATHOLIKENTAG

Mittwoch, 1. September 1982

 

Verehrte Mitbrüder,
liebe Brüder und Schwestern!

Gnade und friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus sei mit Euch! Verbunden im gemeinsamen Zeugnis des Glaubens grüße ich zur Eröffnungsfeier des 87. Deutschen Katholikentages in Düsseldorf Dich, meinen geliebten Bruder, Joseph Kardinal Höffner, als den Oberhirten der gastgebenden Diözese und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Ich grüße Deine Mitbrüder im Bischofsamt und Euch alle, Brüder und Schwestern, die Ihr zu dieser Gemeinschaft des Glaubens in Gebet und Feier, in Gespräch und Begegnung zusammengekommen seid.

Ich erinnere mich in dieser Stunde dankbar an meinen Besuch bei Euch vor zwei Jahren, an das Erlebnis des Glaubens und lebendiger Gemeinschaft, das ich von hier mitgenommen habe, und an die Herzlichkeit, mit der Ihr mich in Eurer Mitte aufgenommen habt. Wie ich Euch damals in Fulda ermutigt habe, einen Anfang des Christentums in Eurem Land zu setzen, so möchte ich es auch heute tun. Mit dem Leitwort des Katholikentages rufe ich Euch zu: ”Kehrt um und glaubt - erneuert die Welt!“. Macht einen neuen Anfang im Vertrauen auf Gottes Zusage und Treue!

”Kehrt um!“- Das ist der Bußruf der Propheten im Alten Bund, der Ruf Johannes’ des Täufers am Jordan, das ist die erste Forderung Christi am Beginn der Verkündigung seiner Frohen Botschaft. Nur wer sich unter dem Anruf Gottes neu besinnt und sich seinem richtenden Wort stellt, vermag menschliche Irrwege, Fehlformen im gegenseitigen Verhalten, Sünde und Schuld zu erkennen, vermag umzukehren und wieder neu aufzubrechen. Umkehr besagt persönliche Hinwendung zu Gott auf dem Weg, den Christus uns gewiesen hat und der er selber ist; besagt die gläubige Annahme seines richtungweisenden Wortes.

”Kehrt um und glaubt“- Ein Glaube, in dem sich Umkehr ereignet und Freundschaft mit Christus gelebt wird, kann den Menschen, die Kirche und die Welt in der Tiefe, das heißt von innen her, und aus der Kraft des Geistes erneuern. Unser Einsatz als Christen für die Welt, für Gerechtigkeit und Frieden und für brüderliche Solidarität unter den Menschen entspringt unserem lebendigen Bekenntnis zu Christus und unserer mitwerantwortlichen Teilnahme an seiner Sendung zum Heil der Menschen.

Gewinnt, liebe Brüder und Schwestern, die Freude am Glauben zurück; denn” die Freude am Herrn ist unsere Stärke“ (Cfr. Esd. 8, 10). Erneuert Euren Glauben an Christus und an seine Frohe Botschaft!

In ihm ist Gottes liebendes Ja zu dieser Welt und zum Menschen unter uns sichtbar und greifbar geworden; in ihm wird es uns fortwährend angeboten. Tragt das Licht des Evangeliums zu den Menschen unserer Zeit! Es zeigt Auswege aus den Sackgassen auf, in die die Menschheit geraten ist. Gerade die jungen Menschen unter Euch, die mit ihrem Drängen nach mehr Gerechtigkeit, Freiheit und Friede, nach mehr Menschlichkeit und Liebe in dieser Welt den Katholikentag ganz wesentlich mitprägen, rufe ich auf: Ergreift die Alternative eines Lebens aus dem Geist Christi und gebt seine Frohe Botschaft selber weiter durch den Einsatz Eurer besten Kräfte für Christus und den Dienst an den Mitmenschen. Unser Glaube hat sich im konkreten Zeugnis und in Werken der Liebe zu bewähren.

Wenn die heutige Generation voll Ungestüm nach authentischen Werten und Modellen der Lebensgestaltung sucht, sollen wir Christen ihr aus der Kraft unseres Glaubens und unserer Hoffnung eine überzeugende, verständliche Weisung mit auf den Weg geben. Wenn sich aus Angst vor der Zukunft oder aus kurzsichtigem Egoismus eine lebensfeindliche Atmosphäre breitmacht, dann vermittelt Ihr den Menschen Mut zum Leben und schützt die Würde des Menschen in allen Phasen seiner Existenz! Wo die Grenzen des Wachstums und die krasse Ungleichheit zwischen Nord und Süd immer mehr bewußt werden: da entwichkelt selbst einen neuen Lebensstil und eine Gemeinschaft brüderlichen Teilens! Wenn die Weltsituation angesichts totalitärer Ideologien und eines erschreckenden Rüstungswettlaufes immer bedrohlichere Formen annimmt, sollt Ihr Euch an Eurem jeweiligen Platz um politisch verantwortliche Wege der friedlichen Konfliktlösung bemühen. Tretet ein für die Vorbedingungen des Friedens: Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit!

Nehmt einander an, wo Ihr auch als Christen meint, verschiedene konkrete Wege beschreiten zu müssen! Wenn trotz Fortschritt und Wohlstand einzelne oder ganze Gruppen in Eurem Land in Randsituationen leben müssen: beweist gerade gegenüber den Euch Nächsten, daß christliche Liebe konkret ist und keine Grenzen kennt! Laßt die Arbeitslosen nicht im Stick, drängt die Ausländer nicht an den Rand, überseht nicht die behinderten und kranken Menschen und entdeckt die verschiedenen Formen von Einsamkeit und Armut auch in Eurer Gesellschaft! Wenn so viele unserer Glaubensbrüder und -schwestern in der ganzen Welt um ihres Glaubens willen bedrängt und um der Gerechtigkeit willen verfolgt sind, vergeßt sie nicht im Gebet und tretet für ihre Rechte ein! Nützt Eure Freiheit und Wirkungsmöglichkeit als Chance für Euch und als Hilfe für die anderen!

Wir erinnern uns voll Dankbarkeit der vielen Initiativen, durch die die Bevölkerung, besonders auch die Kirche in Eurem Land in den vergangenen Jahren notleidenden Mitmenschen, Unterdrückten und Verfolgten in aller Welt in Wort und Tat großzügig Beistand geleistet haben. Auf ganz persönliche Weise danke ich Euch in dieser Stunde für die menschliche Solidarität mit meiner polnischen Heimat.

Liebe Brüder und Schwestern! Katholikentage haben in ihrer Geschichte wichtige kirchliche und gesellschaftspolitische Marksteine gesetzt. Auch auf diesen Katholikentag richten sich große Hoffnungen und Erwartungen. Sucht ihnen zu entsprechen, indem Ihr Euch im Sinne Eures Leitwortes um einen neuen Anfang bemüht! Ein jeder beginne bei sich selber! Stellt Euch ganz persönlich dem Aufruf Jesu zu Umkehr und Glaube! Geht mutig auf die Herausforderung unserer Zeit ein! Dann werden von diesen Tagen echte Impulse der Erneuerung für Kirche und Gesellschaft ausgehen. Bezeugt zusammen mit den teilnehmenden Glaubensbrüdern und -schwestern aus anderen Ländern und mit den Mitchisten aus anderen Kirchen und christlichen Gemeinschaften Euren gemeinsamen Glauben an unseren Herrn Jesus Christus. Schreitet vertrauenswoll voran auf dem Weg zur Einheit, damit sich durch den Beistand des göttlichen Geistes ein neues Pfingsten vorbereiten kann.

”Kehrt um und glaubt - erneuert die Welt!“. Auf daß Gottes Gnade Euch dazu befähige und der Katholikentag Euch dafür reiche Anregung und Hilfe biete, begleite ich Eure gemeinsame Glaubensfeier mit meinem besonderen Gebet und segne Euch von Herzen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.



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