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BOTSCHAFT VON JOHANNES PAUL II.
AN DIE KATHOLIKEN DER
DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK

 

Von Herzen Grüße ich in besonderer geistiger Anteilnahme meine Mitbrüder im Bischofs- und Priesteramt, die Ordensleute und alle Gläubigen, die sich unter dem Leitwort ”Gottes Macht - unsere Hoffnung“ in Dresden zu einem Katholikentreffen versammelt haben.

Mit der Kirche bekennen wir unseren Glauben an Gott, den Vater, den Allmächtigen. Er ist es, der alles erschafft, trägt und lenkt. Ihm vertrauen wir, weil er diese Welt und ihre Menschen - trotz manchem gegenteiligen Anschein - in seiner Hand hält. Seine Macht begegnet uns nicht nur in der Größe der Schöpfung sondern vor allem in seiner Güte, in seinem Erbarmen und seiner Liebe. Seine Macht ist nicht Willkür; sie will den Menschen nicht unterdrücken, sondern begründet und schützt unsere Freiheit und Verantwortung. Wer Gott zu seinem Herrn erwählt hat, ist nicht mehr Sklave von Menschen, Systemen oder Dingen, sondern ist Sohn und Tochter des himmlischen Vaters (2 Kor 6, 18).

Liebe Brüder und Schwestern!

Diese Botschaft des christlichen Glaubens ist das Fundament Eurer Hoffnung. Ich kenne die Wirklichkeit Eures täglichen Lebens. Inmitten einer Welt, die Gott totschweigen will oder ihn vergessen hat, steht Ihr treu zu Eurem Glauben. Ihr wißt Euch in Euren Schwierigkeiten nicht allein. Gott hat seinen Bund mit Euch geschlossen. Er ist in Jesus Christus unser Immanuel, ”Gott-mit-uns“, geworden. In ihm ist die Macht und Herrschaft Gottes stets unter uns gegenwärtig. Sie stärkt und ermutigt uns zu einem freimütigen Bekenntnis zu Christus und seiner Frohen Botschaft.

Aus dem Vertrauen auf Gottes Macht und Beistand rufe ich Euch auf zu einer lebendigen christlichen Hoffnung. Haltet Euer Leben nicht krampfhaft fest! (Offb 12, 11) Setzt Eure Hoffnung nicht zuerst auf die vergänglichen Mächte und Schätze dieser Erde. Vertauscht den liebenden Vater im Himmel nicht mit irdischen Götzen, nicht mit dem Götzen irdischer Macht oder materiellen Besitzes um jeden Preis. Werdet nicht zu Sklaven trügerischer Gewalten. ”Ich werde euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Herrscher über die ganze Schöpfung“ (2 Kor 6, 18).

Ich wende mich an Euch, christliche Familien. Laßt den Glauben nicht erlöschen! Ihr Eltern, lebt Euren Kindern vor, was es heißt, Gott zu lieben mit ganzem Herzen, ganzer Seele, mit ganzer Kraft (Mk 12, 30). Gebt in der Erziehung Eurer Kinder der Entwicklung des Charakters den Vorrang vor dem Zwang zur Leistung. Stellt die christliche Bildung des ganzen Menschen, vor allem des Herzens, anderen Zielen der Bildung voran. Euch Jugendliche und Euch Kinder ermutige ich: Gott vergießt keinen, der sich zu ihm bekennt. laßt Euch nicht einschüchtern, laßt Euch nicht verbittern. Wer um seines Glaubens willen behindert wird, sehe diese Benachteiligung nicht nur als Verlust an. Stellung und Einkommen sind nicht identisch mit einem sinnvollen, erfüllten Leben. Christus preist sogar selig, die um seinetwillen ”beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet“ werden (Mt 5, 11).

Bei dieser Feier katholischer Glaubensgemeinschaft grüße ich auch alle Kranken und Leidenden in Eurer Kirche. Macht, liebe Brüder und Schwestern, Euren Schmerz zum Grund der Hoffnung für die ganze Kirche. Legt Eure Leiden in die erlösenden Hände Jesu Christi.

Ich wende mich schließlich an Euch, die Ihr Verantwortung tragt in der Kirche als Ordensleute, Seelsorgehelferinnen und Katecheten, als Schwestern und Ärzte im Dienst an den Alten und Kranken, als Diakone, Priester und Bischöfe. Gottes Macht zeigt sich vor allem in seiner Barmherzigkeit. Seine Güte wendet sich, so zeigt die Heilige Schrift, mit Vorliebe den Kleinen, Armen und Unterdrückten zu. Laßt in dieser Nachfolge Jesu die Kirche zu einem Zeichen werden in Eurem Land, daß Gott existiert und die Liebe selber ist. Die Sorge der Euch Anvertrauten sei immer auch Eure Sorge, ihre Hoffnung sei Eure Hoffnung. Eure Türen und Eure Herzen seien offen für jeden. Helft Euren Mitchristen, daß sie ihren christlichen Auftrag erkennen und ihn im konkreten Alltag, vor allem auch in ihrer Arbeitswelt, mutig erfüllen.

Liebe Brüder und Schwestern in der Kirche der DDR! Gott, der Allmächtige, ist in der Tat der Grund und die Quelle für Eure Hoffnung und Zuversicht. Er ist die Kraft und Stärke für Eurer Bekenntnis und Eure Treue zu Christus und seiner Kirche. Die Saat christlichen Geistes und Lebens, die Werte christlicher Kultur dürfen in Euren Städten und Gemeinden nicht verkümmern; sie müssen durch Euch zu neuem Leben erblühen. Wie die Welt Christus braucht, so braucht Euer Land die Christen.

Von Gott, dem Allmächtigen, erbitte ich Euch die stärkende Nähe und den steten Beistand seines göttlichen Geistes und erteile als dessen Unterpfand Euch allen von Herzen meinen besonderen Apostolischen Segen: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Aus dem Vatikan, am Fest Peter und Paul, den 29 Juni 1987.

 

IOANNES PAULUS PP. II



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