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ANSPRACHE VON PAPST JOHANNES PAUL II.
AN DIE TEILNEHMER DER
"VOLLVERSAMMLUNG DER SCHWÄBISCHEN WIRTSCHAFT"

Freitag, 18. Mai 1984

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

Herzlich grüße ich Sie als Mitglieder der ”Vollversammlung der Schwäbischen Wirtschaft“ unter der Leitung Ihres Herrn Präsidenten Hans Haibel. Sie verstehen Ihren Rombesuch nicht als touristischen Wochenendausflug, sondern als Pilgerfahrt zu den Heiligen Stätten der Christenheit in der Ewigen Stadt. Als Bischof von Rom heiße ich Sie dazu aufrichtig willkommen und ermutige Sie gemäß dem mir vom Herrn anvertrauten Auftrag in der religiösen Zielsetzung dieser Ihrer Romreise. Denn Christus sagte zu Petrus: ”Stärke deine Brüder!“ (Lk 22, 32).

Als Verantwortliche der Wirtschaft bekleiden Sie eine wichtige Stellung im öffentlichen Leben Ihres Landes. Die Arbeit nimmt den größten Raum im Leben der Menschen ein und bestimmt entscheidend die persönliche Entfaltung des einzelnen wie auch das menschliche Zusammenleben in Familie und Gesellschaft. Die bedrückende Arbeitslosigkeit hat uns wieder neu erkennen lassen, welch hohen Wert die Arbeit für den Menschen und für das Gemeinwohl darstellt. Deshalb hat auch die Kirche in ihrer pastoralen Sorge für das zeitliche und ewige Heil des Menschen der Welt der Arbeit stets ihre besondere Aufmerksamkeit zugewandt; und das besonders in der jüngsten Geschichte, da sie die sittlichen Grundsätze, die das menschliche Zusammenwirken in diesem wichtigen Bereich entsprechend der christlichen Sicht des Menschen und der Welt bestimmen sollen, in einer eigenen katholischen Soziallehre deutlich aufgezeigt hat und immer wieder mit Nachdruck unterstreicht. Das II. Vatikanische Konzil faßt die sittliche Verantwortung des Menschen in der Welt der Wirtschaft in dem folgenden Satz kurz zusammen: ”Alle wirtschaftliche Tätigkeit ist – nach den ihr arteigenen Verfahrensweisen und Gesetzmäßigkeiten – immer im Rahmen der sittlichen Ordnung so auszuüben, daß das verwirklicht wird, was Gott mit dem Menschen vorhat“ (Gaudium et Spes, 64).

Ihre große Verantwortung und Aufgabe ist es, sich auch im harten Wirtschaftsleben gemäß Ihrer Stellung und Entscheidungsbefugnis als Christen zu bewähren. Die Kirche bietet Ihnen dafür in der Soziallehre ihren Rat und ihre Hilfe an; natürlich nicht in Form von konkreten Lösungen für soziale und wirtschaftliche Einzelfragen, sondern in der Form einer sittlich verantwortbaren Grundorientierung, damit das Wirtschaftsleben insgesamt menschenwürdig gestaltet wird. Es ist Ihrem Gewissen und Ihrer Sachkompetenz anheimgestellt, die sittlichen Grundsätze in die konkreten Einzelentscheidungen einzubringen und dadurch zur Vermenschlichung und Verchristlichung der Welt der Arbeit und der Wirtschaft Ihren ganz persönlichen Beitrag zu leisten.

In dieser Ihrer Aufgabe als Christen möchte ich Sie heute bei dieser kurzen Begegnung von Herzen ermutigen. Möge diese Rompilgerfahrt Sie in Ihrem Glauben an Jesus Christus und in Ihrem christlichen Auftrag in der heutigen Gesellschaft bestärken. Dazu erbitte ich Ihnen Gottes Licht und Beistand mit meinem besonderen Apostolischen Segen.

 

© Copyright 1984 -  Libreria Editrice Vaticana

 



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