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ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN PRIESTER UND GLÄUBIGE AUS DER
DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK

Freitag, 18. Mai 1990

 

Liebe Schwestern und Brüder!


Mit großer Freude begrüße ich Euch in der Ewigen Stadt und danke Euch für Eure guten Wünsche und Eure Gebetsversicherung. Ich bin mir dabei bewußt, daß erstmals seit vierzig Jahren Gläubige aus Eurem Land in großer Zahl und auf normalem Weg zu den Stätten der heiligen Apostel Petrus und Paulus pilgern können. Jahrzehntelang habt Ihr unter konsequenter Leitung meiner treuen Mitbrüder im Bischofsamt die Freiheit für die Kirche und für Euer Land erhofft. Viele von Euch haben, weil sie bewußte Christen sein wollten, persönliche Opfer gebracht und unter beruflicher Benachteiligung gelitten. Bei meinem Besuch 1975 in Erfurt konnte ich mich persönlich von der Standhaftigkeit der Katholiken in der DDR überzeugen. In den Wochen der Umwälzungen in Eurem Land ist wiederholt gesagt worden: ”Das Gebet hat die Veränderungen herbeigeführt“. Es hat sich offensichtlich erfüllt, was uns der Herr im Evangelium aufgetragen hat: ”Wenn ihr mich um etwas in meinem Namen bittet, werde ich es tun“. Der Herr hat Eure und unsere Bitten erhört. Christus, unserem Herrn, bittend vertrauen, das heißt die Welt verändern.

Unsere Antwort auf Gottes vielfältige Gaben kann nur Dank sein. ”Dankt für alles; denn das will Gott von euch, die ihr Christus gehört“, mahnt uns der Apostel Paulus. Indem wir danken, erfüllen wir unsere vornehmste Aufgabe, anerkennen wir, daß Gott der Geber aller guten Gaben ist und der Herr der Welt. Gott zu danken heit aber auch sich zu vergegenwärtigen, daß das Wichtigste im Leben Geschenk, Gnade ist. Alle menschlichen Absicherungen und Mauern erweisen sich vor der Macht Gottes als vergänglich und überwindbar. Gott hört die Bitten ”seiner Kinder“, erfüllt sie und lenkt alles zum Guten.

Viel Neues und Unbekanntes habt Ihr in letzter Zeit erfahren und wird noch in den nächsten Monaten und Jahren auf Euer Leben und das Eurer Gemeinden zukommen. Neue Aufgaben werden Euch zuwachsen und neue Möglichkeiten. Der Apostel Paulus sagt: ”Prüft alles, und behaltet das Gute!“. In diesen Tagen vor Pfingsten wollen wir besonders um die Gabe der Unterscheidung der Geister bitten. Haltet auch fest an der Lehre der Kirche, die uns Prüfsteine unseres Handelns gibt. Denn mit der Lehre der Kirche leben heißt, sich in schwierigen Situationen für das Gute zu entscheiden. Ich wünsche Euch allen bereichernde Tage in Rom und erteile Euch und Euren Lieben in der Heimat von Herzen meinen besonderen Apostolischen Segen.

 

© Copyright 1990 -  Libreria Editrice Vaticana

 



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