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ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN DEN DEUTSCHEN ORDEN
ANLÄSSLICH SEINES 800JÄHRIGEN JUBILÄUMS

Clementina-Saal - Montag, 11. Februar 1991

 

Lieber Herr Hochmeister!
Liebe Brüder, Schwestern und Familiaren des Deutschen Ordens!

Den Abschluß der Feierlichkeiten zum achthundertjährigen Bestehen des Deutschen Ordens bildet eine Pilgerfahrt nach Rom, um dem Nachfolger des Heiligen Petrus Eure Treue und Verbundenheit zu bekunden.

Mein Vorgänger Clemens III. hat mit dem Schreiben ”Quotiens Postulatur“ vom 6. Februar 1191 die Brüder der Deutschen von der Kirche Sankt Mariens zu Jerusalem unter päpstlichen Schutz gestellt. Im Laufe der Geschichte haben meine Vorgänger dem Deutschen Orden gegenüber wiederholt ihr Wohlwollen zum Ausdruck gebracht bis in unser Jahrhundert.

Der Apostolische Stuhl hat im Jahr 1929 die Umwandlung des Ritterordens in einen rein geistlichen Orden vollzogen und die Unterstellung des Schwesterninstitutes unter die Leitung des Hochmeisters bestätigt. Schließlich wurde 1965 auch das wiederbelebte Familiareninstitut rechtlich endgültig anerkannt, das dem Orden angegliedert ist. Ohne durch die Profeß in den Orden inkorporiert zu sein, stellen die Familiaren eine wesentliche Hilfe dar, die Werke des Ordens mitzutragen und für seine Ideale in der Gesellschaft von heute zu wirken.

In Eurem Einsatz für das Reich Christi wißt Ihr Euch unter den heutigen sozialen und gesellschaftlichen Gegebenheiten der Eigenart Eures Ursprungs verpflichtet, nämlich dem ”Menschen unterwegs“ unter dem Zeichen des Kreuzes Christi Helfer zu sein. Dies verwirklicht Ihr mit großer Hingabe in der Begleitung der Kinder und jungen Menschen, aber auch im Dienst an den Alten und Kranken. Im Bewußtsein der bleibenden Werte aus dem Erbe Eurer Geschichte stellt Ihr Euch bewußt in den Dienst der Menschen, die das Bedürfnis nach geistiggeistlicher Beheimatung verspüren. Im materiellen Bereich liegt es an Euch, den Anschluß an Kräfte zu suchen, die stets das Gemeinwohl im Auge hatten und es weiter zu fördern vermögen.

Dies wird jedoch in optimaler Weise nur möglich sein, wenn die Brüder und Schwestern sowie die Familiaren unter der Leitung des Gesamtordens eins sind und zusammenarbeiten und der Orden in seiner Ganzheit sich als lebendiger Teil jener gesamtkirchlichen ”Communio“ versteht, wie sie das II. Vatikanische Konzil und der ”Codex Iuris Canonici“, an den die Regeln der Brüder und Schwestern soeben angepaßt sind, betonen.

Mit meinem aufrichtigen Glückwunsch zum 800jährigen Bestehen des Ordens verbinde ich die Bitte, die bleibenden Werte Eures Ideals in Zukunft noch intensiver zu leben. Dies verlangt Einsatz für Gott und den Glauben sowie einen wirksamen Schutz der Hilfsbedürftigen und in Not Geratenen.

In unseren Tagen läuft die Menschheit Gefahr, in Besitz, Wissen und Macht Sicherheit zu suchen. Durch das Zeugnis Eures Lebens, das Ihr Christus geweiht habt, fordert Ihr diese falsche Sicherheit heraus. Ihr gebt ein beredtes Zeugnis dafür, daß Christus allein ”der Weg, die Wahrheit und das Leben“ ist.

Eure Anwesenheit in der Kirche und Eure Mitarbeit in der Verkündigung der Frohbotschaft sind für mich als Oberhirte der Gesamtkirche

Ermutigung und Freude. Möge Gott durch Euch viele andere zur Nachfolge Christi im Ordensleben berufen! Maria, die Mutter der Kirche und das Vorbild des Ordenslebens, möge Euch die Freude und Tröstung Christi, ihres Sohnes, erwirken. Dazu erteile ich Euch sowie allen Brüdern, Schwestern und Familiaren des Deutschen Ordens von Herzen meinen Apostolischen Segen.

 

© Copyright 1991 - Libreria Editrice Vaticana

 



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