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ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
 AN DIE ZUR SELIGSPRECHUNG VON
IGNAZIO MALOYAN, NIKOLAUS GROSS, 
ALFONSO MARIA FUSCO, TOMMASO MARIA FUSCO, 
ÉMILIE TAVERNIER GAMELIN, EUGENIA PICCO UND 
MARIA EUTHYMIA ÜFFING ANGEREISTEN
PILGERGRUPPEN

Montag, 8. Oktober 2001

 

Verehrte Brüder im Bischofs- und Priesteramt, 
liebe Ordensmänner und Ordensfrauen, 
Brüder und Schwestern!

 

1. In uns allen ist noch der Widerhall der festlichen Liturgiefeier von gestern lebendig, in deren Verlauf sieben neue Selige zur Ehre der Altäre erhoben wurden. An euch alle, liebe Pilger, die ihr zu diesem freudigen Ereignis nach Rom gekommen seid, richte ich meinen herzlichen Gruß. 

Zunächst möchte ich die Sorge und Beunruhigung, die diese kritische Zeit im internationalen Leben in uns hervorruft, mit euch teilen und dem Herrn anvertrauen. 

In der vertrauten Atmosphäre des heutigen Treffens haben wir Gelegenheit, dem Herrn gemeinsam für die neuen Seligen zu danken und noch einmal innezuhalten, um über ihr Zeugnis für das Evangelium und das reiche geistliche Erbe, das sie hinterlassen haben, nachzudenken. 

2. Seid willkommen, liebe Pilger, die ihr nach Rom gekommen seid, um an der Seligsprechung von Msgr. Ignazio Maloyan teilzunehmen. Ich grüße alle hier anwesenden Bischöfe der armenisch-katholischen Kirche sowie die Vertreter der zivilen Autoritäten Armeniens. Einen besonderen Gruß richte ich an die Jugendlichen: Ich bitte den Herrn, sie mögen zu mutigen Zeugen des Evangeliums werden. Im Verlauf meines vor kurzem beendeten Besuchs in Armenien konnte ich mich persönlich überzeugen von der Treue des Volkes zum christlichen Glauben, die von so vielen Ereignissen in seiner Geschichte belegt ist. Dieses schöne Zeugnis hinterläßt uns auch der sel. Ignace. Als mutiger und vom Glauben erfüllter Mensch hat er die Liebe zu Christus in den Mittelpunkt seines Lebens und Dienstes gestellt. 

Als die Bedrohung des armenischen Volkes immer schlimmer wurde und er die bevorstehende Verfolgung ahnte, entschied er sich, nach dem Vorbild des hl. Ignatius von Antiochien, Jesus bis zum Äußersten zu folgen und sein Blut für die Brüder zu vergießen. Sein Beispiel fordert alle Getauften auf, sich daran zu erinnern, daß sie in den Tod und die Auferstehung Christi hineingenommen wurden und ihm jeden Tag nachfolgen sollen. 

Ich grüße Herrn Kardinal Jean-Claude Turcotte und die Pilger, die zur Seligsprechung von Emilie Gamelin aus Kanada angereist sind, insbesondere die Schwestern von der göttlichen Vorsehung. Die Persönlichkeit der neuen Seligen ist ein Vorbild für alle Männer und Frauen der heutigen Zeit. Man gerät ins Staunen über die Fruchtbarkeit eines Lebens, das sich ganz in die Hände Gottes legt und alle Kraft und Tapferkeit für das tägliche Leben und für die Sendung aus der Kontemplation schöpft. Nach dem Vorbild Mariens, die zu Füßen des Kreuzes stand, nahm sie Jesus auf, um nur durch ihn und für ihn zu leben. Ihr spirituelles Leben gab ihr die Kraft für ihren karitativen Auftrag; sie verzichtete auf alles und fand die nötigen Energien, um ihre Mitmenschen zu trösten. In der Nachfolge der sel. Emilie möchte ich euch ermutigen, euch in den Dienst der Armen und Bedürftigsten der Gesellschaft – die Gott besonders liebt – zu stellen, um ihr Leid zu lindern und auf diese Weise ihre Würde erstrahlen zu lassen. 

3. Einen herzlichen Gruß entbiete ich den Pilgern aus Deutschland, vor allem den Gläubigen aus den Bistümern Essen und Münster mit ihren Oberhirten Hubert Luthe und Reinhard Lettmann. Liebe Schwestern und Brüder! Im Märtyrer Nikolaus Groß und in der Clemens-Schwester Euthymia wurden euren Ortskirchen zwei neue Selige geschenkt. Solche »Vorzeigechristen« sind ein Aushängeschild für eure Diözesen. Darauf dürft ihr stolz sein. Mit den festlichen Tagen in Rom habt ihr nicht nur ein Ziel erreicht; die Seligsprechung ist auch ein Anfang;denn die neuen Seligen laden dazu ein, in der Heimat ihren Spuren nachzugehen. 

Der sel. Nikolaus Groß lehrt uns, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen. Gerade unsere Zeit braucht dringend überzeugte Christen, die auf die Stimme des Gewissens hören und den Mut aufbringen, den Mund zu öffnen, wenn es um die Würde des Menschen geht. Auch die sel. Schwester Euthymia hat eine aktuelle Botschaft für unsere Tage. Ihr Leben zeigt uns, daß scheinbar kleine Dinge in den Augen Gottes ganz groß sein können. Menschlich gesprochen, war die Ordensschwester kein »Star« im Rampenlicht, doch ihr Wirken im Stillen war für viele ein Lichtblick, der bis heute ausstrahlt. Das Beispiel der beiden neuen Seligen möge auch anspornen, und ihre Fürbitte begleite euch auf euren Lebenswegen. Gern erteile ich euch den Apostolischen Segen. 

4. In dieser Atmosphäre inniger Freude spreche ich der Diözesangemeinschaft von Nocera Inferiore-Sarno meine herzlichen Glück-und Segenswünsche aus, denn zwei ihrer Söhne, beide Priester, wurden gemeinsam zur Ehre der Altäre erhoben: Alfonso Maria Fusco und Tommaso Maria Fusco. Obwohl nicht miteinander verwandt, waren sie Brüder im Priesteramt, und die Vorsehung hat sie nun auch in der Herrlichkeit der Seligen im Himmel zusammengeführt. Ich begrüße den Bischof, Msgr. Gioacchino Illiano, und euch alle, die ihr so zahlreich aus dieser Diözese gekommen seid. Mit besonderer Herzlichkeit wende ich mich an die geistigen Töchter der zwei neuen Seligen: die Schwestern vom hl. Johannes dem Täufer und die Schwestern von der Liebe des Kostbarsten Blutes. Eure Freude, ihr Lieben, ist auch die meine und die der ganzen Kirche. Ich danke euch für die hingebungsvolle und tatkräftige Treue, durch die ihr das Andenken an eure Gründer geehrt habt; ihre Beispielhaftigkeit hat nun eine feierliche kirchliche Anerkennung gefunden. 

In Angri, seiner Stadt, wurde der Kanonikus Alfonso Maria Fusco tief verehrt wegen seiner bescheidenen und einfachen Geisteshaltung, die ihm Sympathie und Vertrauen einbrachte. Mit der für Heilige charakteristischen inneren Ruhe, die er dem vollkommenen Glauben an Gott und die Vorsehung verdankte, gelang es ihm, seinen »Lebenstraum« zu verwirklichen: eine Frauenkongregation für die Betreuung und Erziehung der bedürftigen Jugend zu gründen. Die Baptistinerinnen-Schwestern tragen heute seine Botschaft in viele Teile der Welt. 

Ein Apostel der Nächstenliebe war auch der sel. Tommaso Maria Fusco. Auf die unendliche Liebe des Vaters, die sichtbar wird im Kostbaren Blut Jesu, das aus »innigster Liebe« vergossen wurde, antwortete er mit einer bedingungslosen Selbsthingabe im Priesteramt und im Dienst an den Geringsten und Armen. Durch euch, liebe Töchter von der Liebe des Kostbaren Blutes, wird sein Lebensprogramm heute weitergeführt, denn ihr macht es in eurer täglichen Arbeit gegenwärtig und aktuell. 

5. Ich wende mich nun an euch, liebe Brüder und Schwestern, die ihr euch über die Seligsprechung von Eugenia Picco freut. Sie stammte aus der Kirche von Mailand und wurde gleichsam zum Adoptivkind der Kirche von Parma. Herzlich begrüße ich die Hirten eurer kirchlichen Gemeinschaften, zusammen mit den Kleinen Töchtern der hll. Herzen Jesu und Mariä und mit euch allen, liebe Pilger, die ihr gekommen seid, der neuen Seligen die Ehre zu erweisen. In der vom ehrwürdigen Agostino Chieppi gegründeten Kongregation war sie eine weise und umsichtige Leiterin ihrer Mitschwestern gemäß den Weisungen des Stifters. Vollkommen in die Ortskirche eingegliedert, machte sie sich zur Mutter aller Menschen, vor allem der Armen, deren dramatische Lebensumstände, Kämpfe und Hoffnungen sie mit ihnen teilte. Die Erfahrung der Krankheit, besonders in ihren letzten Lebensjahren, veredelte ihre Seele. Nun kann sie alle lehren, wie man schwierige Situationen mit Hilfe der Gnade in Angriff nimmt, wie man der Kirche mit der Kraft der Kontemplation dient und den Brüdern und Schwestern mit dem Eifer der Nächstenliebe näherkommt. 

6. Liebe Brüder und Schwestern! Wir danken dem Herrn für das leuchtende Vorbild der Heiligkeit dieser neuen Seligen und erneuern vor Ihm unsere Bitte um Frieden: »Da pacem Domine in diebus nostris! – Herr, gib Frieden in unseren Tagen!« 

Es begleite und helfe uns allezeit die Jungfrau Maria, die die neuen Seligen so sehr liebten. Euch alle empfehle ich ihrem mütterlichen Schutz und segne von ganzem Herzen euch, eure Kirchen und Ordensgemeinschaften und eure Familien.

 



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