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BOTSCHAFT VON PAPST JOHANNES PAUL II.
AN DIE TEILNEHMERINNEN AM GENERALKAPITEL
DER OBLATINNEN VOM KINDE JESU

 

Liebe Schwestern! 

1. Euer Institut feiert heute das 330. Gründungsjubiläum. Denn es war der 2. Juli 1672, als Anna Moroni und zwölf junge Frauen sich in Rom Christus weihten in der Absicht, ihm in den »Kleinen« nachzufolgen und zu dienen, besonders durch die Katechese und die Erziehung der Jugendlichen. Es ist mir eine Freude, aus diesem Anlaß eine eigene Botschaft an Euch richten zu können. Ich grüße jede einzelne von Euch, insbesondere die Generaloberin, der ich für die im Namen aller an mich gerichteten Grußworte danke. 

Liebe Schwestern, es war Euer sehnlicher Wunsch, dem Nachfolger Petri zu begegnen, denn mit ihm verbindet Euch seit über drei Jahrhunderten der hochgeschätzte Dienst in der Päpstlichen Sakristei, der Eurem Institut von meinem ehrwürdigen Vorgänger, dem sel. Innozenz XI. , aufgetragen worden war und den Ihr jetzt ausübt. Ich danke Euch für die große ununterbrochene Sorgfalt, mit der Ihr ihn seither durchführt. Eure Spiritualität ist von der Betrachtung des Kindes Jesus in Betlehem geprägt. Sie drängt Euch, die für die Liturgie notwendigen geweihten Gegenstände mit der gleichen Liebe zu behandeln, wie es Maria tat, als sie den neugeborenen Sohn in Windeln wickelte und in eine Krippe legte (vgl. Lk 2, 7). 

Die Anbetung des Jesuskindes regt Euch dazu an, immer sanfter und demütiger zu werden und seine Unterordnung und Arbeitsamkeit in der Heiligen Familie nachzuahmen. 

2. »Die Spiritualität von Betlehem leben und dem menschgewordenen Gott immer ähnlicher werden«: Das ist das Charisma Eurer Kongregation, die mit dem Geheimnis der Menschwerdung eng verbunden ist. Ich kann mir vorstellen, daß das Große Jubiläum des Jahres 2000 für Euch eine besondere Gelegenheit war, um diesen »Geist von Betlehem« noch zu vertiefen. Es ist der Geist der geistlichen Kindheit, der Euch hilft – wie es die Konstitutionen Eurer Kongregation betonen –, »mit der Gnade Gottes dieselben Tugenden zu erlangen, die die Kinder von Natur aus im Bezug auf Gott und den Nächsten besitzen:die Unschuld, die Spontaneität, die Offenheit, die Aufrichtigkeit, das Vertrauen, die Redlichkeit und die Einfachheit, die aus der göttlichen Weisheit erwächst«. 

Ich beglückwünsche Euch zu der geistlichen Schwungkraft, die Euch beseelt: Sie ist die beste Garantie für eine wahre Erneuerung des geweihten Lebens. Der Leitspruch »Duc in altum«, den ich im Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte an das ganze christliche Volk gerichtet habe, findet eine besondere Umsetzung in dem Leitwort, das Euch von Eurer Gründerin hinterlassen wurde: »Von Betlehem nach Golgota.« Wer Christus auf seinem ganzen Heilsweg nachfolgt, kann in den grenzenlosen Bereich der Heiligkeit »hinausfahren«, in dem es Gott überlassen bleibt, in uns und durch uns Wunder der Güte und Liebe zu wirken. 

3. Anna Moroni besaß mit ihren ersten gottgeweihten Gefährtinnen im Rom des 17. Jahrhunderts nicht viele Mittel, aber sie war reich an Gott und konnte deshalb auf den Rat des geistlichen Führers P. Cosimo Berlinsani große Taten unter den Kleinen und Einfachen vollbringen, indem sie Glaube und Leben verband und viele Seelen zu Christus hinzog. Eure Gründerin war dem Jesuskind in Liebe zugetan und fühlte eine tiefe Anziehung für den Gekreuzigten, den sie als ihr »einziges Buch« bezeichnete. 

Ihr könnt, Eurem Charisma getreu, den neuen Herausforderungen der Erziehung und der Evangelisierung begegnen, indem Ihr der Besonderheit Eures Instituts entsprechend die Katechese und die Jugendpastoral als Schwerpunkte setzt. Laßt Euch nicht durch Schwierigkeiten und Prüfungen entmutigen, weitet die Zelte Eures apostolischen Tätigkeitsbereiches in der Welt aus, wie Ihr es beispielsweise durch das neue Werk am Stadtrand von Lima in Perù getan habt – und ich rechne Euch das als großes Verdienst an. Die Tätigkeit in der Kinder- und Jugenderziehung und -bildung ist eine apostolische Priorität, auf die die Kirche nie verzichtet hat und nie verzichten wird. In diesem komplexen Pastoralbereich kommt ein wesentlicher Aspekt des Auftrags zum Vorschein, den Christus den Aposteln hinterlassen hat: »Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu einen Jüngern …« (Mt 28, 20). 

Liebe Oblatinnen vom Kinde Jesu, Ihr erfüllt diesen Auftrag durch vielfältige Initiativen:die Katechese, die Eure vorrangige Tätigkeit ist, die Arbeit in den Pfarreien, die geistlichen Übungen für Jugendliche, die Angebote der Jugendpastoral z.B. in den Studentenheimen der Universitäten, im Schulunterricht sowie in der Beratung und Hilfe für Familien in Schwierigkeiten – wie in Hausbesuchen armer Familien sowie in der Aufnahme von Pilgern. 

4. In all Euren Tätigkeiten fühlt Ihr Euch als »Ammen des Jesuskindes«, indem Ihr es im Gesicht jeder Person, der Ihr begegnet, erkennt und seine Tugenden ausstrahlt durch kindlichen Gehorsam, volles Vertrauen auf den Vater, Einfachheit und Lebensfreude, Ar ut und tägliche Arbeit, Gebet und den Geist geschwisterlicher Gemeinschaft. Durch den attraktiven Stil der geistlichen Kindheit wird es für Euch nicht schwer sein, auch die Laien in Eurer Umgebung miteinzubeziehen. Ihre Mitarbeit ist wertvoll, denn sie entspricht einer klaren Weisung des II. Vatikanischen Konzils und ermöglicht es, den Sauerteig des Evangeliums in den Familien und in der Gesellschaft besser zu verbreiten. 

Ich denke an die schon gut strukturierte Wirklichkeit der »Laienanimatoren Anna Moroni« (A.L.A.M.) und an die Programme, die Ihr mit ihnen verwirklichen wollt. Indem ich ihre zahlreichen Vertreter hier begrüße, ermutige ich Euch, auf diesem Weg eifrig fortzuschreiten: Gott segne Eure Anstrengungen mit vielen Berufungen und neuen tüchtigen Mitarbeitern. 

Liebe Schwestern, die glühende Liebe zum Jesuskind inspiriere jeden Augenblick Eures Lebens wie auch Eure Apostolatstätigkeit inmitten der Jugend. Ihr sollt Kontemplation und Aktion als eine einzige Berufung empfinden, denn nur durch die Vereinigung beider entsteht jene echte geistliche Mutterschaft, die Ansporn für die karitative und pädagogische Tätigkeit sein soll, zu der Ihr Euch verpflichtet habt. 

Dabei stütze Euch eine starke und vertrauensvolle Verehrung der Jungfrau Maria wie auch ihres Bräutigams Josef, denen der himmlische Vater die Sorge für seinen menschgewordenen eingeborenen Sohn anvertraut hat. Ich spreche Euch nochmals von Herzen meine Hochschätzung und meinen Dank aus, während ich für jede von Euch und für Euer ganzes Institut bete, das in seinen vielfältigen Tätigkeiten und zukünftigen Vorhaben zusammen mit den Laien-Mitarbeitern das Testament der Gründerinmutter ins Leben umsetzen will: »Einheit und Eintracht.« 

Gott helfe Euch, dieses wertvolle Erbe zum Wohl aller zu bewahren und zu ver ehren. Mit diesem Wunsch segne ich Euch von Herzen. 

Aus dem Vatikan, 2. Juli 2002

JOHANNES PAUL II.

 



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