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BENEDIKT XVI.

ANGELUS

Petersplatz
IV . Adventssonntag, 21. Dezember 2008

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Das Evangelium dieses vierten Adventssonntages legt uns den Bericht über die Verkündigung vor (Lk 1,16–38), jenes Geheimnis, das wir je den Tag beim Beten des Angelus betrachten. Dieses Gebet läßt uns den entscheidenden Moment nacherleben, in dem Gott an das Herz Mariens klopfte und, nachdem er ihr »Ja« vernommen hatte, begann, in ihr und aus ihr Fleisch anzunehmen. Das Tagesgebet der heutigen Messe ist eben jenes Gebet, das am Ende des Angelus gesprochen wird und so lautet: »Allmächtiger Gott, gieße deine Gnade in unsere Herzen ein. Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung Christi, deines Sohnes, erkannt. Führe uns durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung.« Wenige Tage vor dem Weihnachtsfest sind wir nunmehr eingeladen, den Blick auf das unaussprechliche Geheimnis zu richten, das Maria neun Monate lang in ihrem jungfräulichen Schoß gehütet hat: das Geheimnis Gottes, der Mensch wird. Dies ist der erste Angelpunkt der Erlösung. Der zweite besteht im Tod und in der Auferstehung Jesu, und diese beiden Angelpunkte offenbaren einen einzigen göttlichen Plan: die Menschheit und ihre Geschichte zu erretten, indem er diese bis ins Letzte annimmt und alles Böse auf sich nimmt, das sie bedrückt.

Über die geschichtliche Dimension hinaus besitzt dieses Heilsgeheimnis eine kosmische Dimension: Christus ist die Sonne der Gnade, die mit ihrem Licht »das erwartungsvolle Universum verklärt und erhellt« Die zeitliche Festlegung des Weihnachtsfestes ist mit der Wintersonnenwende verbunden, wenn die Tage in der nördlichen Hemisphäre allmählich wieder länger werden. In diesem Zusammenhang wissen vielleicht nicht alle, daß der Petersplatz auch eine Sonnenuhr ist: der große Obelisk wirft nämlich seinen Schatten entlang einer Linie, die auf dem Steinpflaster hin zum Brunnen unter diesem Fenster verläuft, und in diesen Tagen ist die Länge des Schattens die größte im Jahr. Dies erinnert uns an die Aufgabe der Astronomie für die Einteilung der Gebetszeiten. Der Angelus wird zum Beispiel morgens, mittags und abends gebetet, und anhand der Sonnenuhr, die in alten Zeiten gerade zur Bestimmung des »wirklichen Mittags« diente, wurden die Uhren gestellt.

Die Tatsache, daß die Wintersonnenwende gerade am heutigen 21. Dezember auf genau diese Stunde fällt, bietet mir die Gelegenheit, all jene zu grüßen, die auf verschiedene Weise an den Initiativen zum 2009 stattfindenden Weltjahr der Astronomie teilnehmen werden, das zum 400. Jahrestag der ersten Beobachtungen mit einem Teleskop durch Galileo Galilei ausgerufen worden ist. Unter meinen Vorgängern seligen Angedenkens waren einige, die diese Wissenschaft pflegten, wie Silvester II., der sie lehrte, Gregor XIII., dem wir unseren Kalender verdanken, und der hl. Pius X., der es verstand, Sonnenuhren zu bauen. Wenn die Himmel nach den schönen Worten des Psalmisten »die Herrlichkeit Gottes [rühmen]« (Ps 19,2), so sind auch die Naturgesetze, die uns viele Männer und Frauen im Lauf der Jahrhunderte immer besser verstehen lassen haben, ein starker Impuls, um dankbar die Werke des Herrn zu betrachten.

Richten wir jetzt unseren Blick wieder auf Maria und Josef, die die Geburt Jesu erwarten, und lernen wir von ihnen das Geheimnis der inneren Sammlung, um die Freude des Weihnachtsfestes zu verkosten. Bereiten wir uns darauf vor, gläubig den Erlöser zu empfangen, der kommt, um mit uns zu sein, Wort der Liebe Gottes zur Menschheit aller Zeiten.


Nach dem Angelus

 ... auf französisch: Liebe Brüder und Schwestern französischer Sprache, heute sind wir dazu eingeladen, Maria zu betrachten, das Vorbild des hörenden Herzens. Sie zeigt uns die Fruchtbarkeit des im Gehorsam und Glauben gelebten Wortes Gottes. Ihrem Beispiel folgend suchen wir in dieser letzten Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten den Willen Gottes durch das Hören und die Betrachtung des Wortes, um innig und vertrauensvoll die Wunder zu betrachten, die der Herr in unserem Leben wirkt. Mit meinem Apostolischen Segen.

auf englisch: Es freut mich, alle englischsprachigen Pilger zu begrüßen, die zu diesem Angelusgebet zusammengekommen sind. In der heutigen Liturgie rufen wir uns ins Gedächtnis, wie die Jungfrau Maria vom Engel eingeladen wurde, den zu empfangen, in dem die Fülle der Gottheit wohnen wird: Jesus, den »Sohn des Höchsten«. Während wir uns darauf vorbereiten, seine Geburt zu feiern, wollen wir keine Angst haben, »Ja« zum Herrn zu sagen, so daß wir zusammen mit Unserer Lieben Frau für immer seine Güte preisen können. Gott segne euch alle!

auf deutsch: Einen frohen Gruß richte ich an die deutschsprachigen Pilger und Besucher. Gott will uns in unserem persönlichen Leben nahe sein. Er ist der »Gott mit uns«, und er wartet als der, der uns wirklich liebt, auf unsere Antwort. Maria hat sie ihm gegeben, und wir wollen versuchen, mit ihr zu sprechen: »Mir geschehe, wie du es gesagt hast«. Dann erfahren auch wir, daß Gott uns teilhaben läßt an seiner heilbringenden Gegenwart. – Der Herr schenke euch ein gnadenreiches Weihnachtsfest!

auf spanisch: Ich grüße von Herzen die Pilger aus dem spanischen Sprachraum. Das Evangelium, das an diesem vierten Adventsonntag verkündet worden ist, legt uns die Szene der Verkündigung des Erzengels Gabriel vor, bei der dank des »fiat« Mariens das ewige Wort in ihrem jungfräulichen Schoß Fleisch angenommen hat. Vertrauen wir uns der allerseligsten Jungfrau als Fürsprecherin in diesen letzten Tagen der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest an. Sie erweise uns die Gnade, für den Empfang des göttlichen Kindes in unserem Leben gut vorbereitet zu sein. Vielen Dank und einen gesegneten Sonntag.

auf polnisch: Herzlich grüße ich die Polen hier in Rom, in Polen und in der Welt. Der letzte Adventssonntag führt uns in die Atmosphäre des Weihnachtsfestes hinein. In wenigen Tagen erwartet euch die »Vigil«, während derer ihr das weiße Weihnachtsbrot brechen werdet, die Mitternachtsmesse, die Begegnung mit Jesus, der geboren ist. Diese Augenblicke mögen einem jeden von euch, euren Familien und den euch teuren Menschen die Liebe, die Versöhnung, den Frieden und das Wohlergehen bringen. In euren Herze möge Jesus geboren werden. Euch allen wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest.

auf italienisch: Es freut mich, die 50 Neupriester der Legionäre Christi zu begrüßen, die gestern von Kardinal Angelo Sodano in der Basilika St. Paul vor den Mauern das Sakrament der Priesterweihe empfangen haben. Liebe Freunde, die Liebe Christi, welche den hl. Paulus in seiner Sendung angetrieben hat, schenke eurem Dienst stets Leben und Kraft. Von Herzen segne ich euch und eure Angehörigen.

Abschließend grüße ich mit Zuneigung die Pilger italienischer Sprache, insbesondere die Gläubigen aus Gorla Minore sowie die Vereinigung »Quelli della Rosa Gialla« aus Palermo, die ein Theaterstück geschrieben hat, das sich am Zeugnis des betrauerten Don Pino Puglisi inspiriert. Allen wünsche ich einen schönen Sonntag und ein Weihnachtsfest voller Freude und Frieden.

           

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