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PAPSTMESSE
ZUR HEILIGSPRECHUNG DER SELIGEN:

GIACOMO BERTHIEU
PEDRO CALUNGSOD
GIOVANNI BATTISTA PIAMARTA
MARIA DEL MONTE CARMELO SALLÉS Y BARANGUERAS
MARIANNA COPE
CATERINA TEKAKWITHA
ANNA SCHÄFFER

PREDIGT VON PAPST BENEDIKT XVI.

Petersplatz
Sonntag, 21. Oktober 2012

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Der Menschensohn ist gekommen, um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele (vgl. Mk 10,45).

Verehrte Mitbrüder,
liebe Brüder und Schwestern!

Heute hört die Kirche noch einmal diese Worte Jesu, die er auf dem Weg nach Jerusalem sprach, wo sich das Geheimnis seines Leidens und Sterbens und seiner Auferstehung erfüllen sollte. Es sind Worte, welche den Sinn der Sendung Christi auf Erden beinhalten – einer Sendung, die durch sein Opfer, durch seine Ganzhingabe gekennzeichnet ist. An diesem dritten Sonntag im Oktober, an dem der Weltmissionstag gefeiert wird, hört die Kirche diese Worte mit besonderem Nachdruck und ruft sich neu ins Bewußtsein, daß sie als Ganze ständig im Dienst am Menschen und am Evangelium steht wie Er, der sich selber hingegeben hat bis zum Opfer seines Lebens.

Ich richte meinen herzlichen Gruß an euch alle, die ihr den Petersplatz füllt, besonders an die offiziellen Delegationen und an die Pilger, die gekommen sind, um die sieben neuen Heiligen zu feiern. Von Herzen begrüße ich die Kardinäle und die Bischöfe, die in diesen Tagen an der Synodenversammlung über die neue Evangelisierung teilnehmen. Das Zusammentreffen dieser Versammlung und des Missionstages ist eine glückliche Fügung; und das Wort Gottes, das wir gehört haben, erweist sich für beides als erhellend. Es zeigt den Stil des Glaubensboten, der berufen ist, die christliche Botschaft zu bezeugen und zu verkünden, indem er Jesus Christus ähnlich wird und seinem Leben folgr. Das gilt sowohl für die Mission ad gentes als auch für die neue Evangelisierung in den Gebieten, in denen das Christentum schon seit langem besteht.

Der Menschensohn ist gekommen, um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele (vgl. Mk 10,45).

Diese Worte waren das Lebensprogramm der sieben Seligen, die die Kirche heute feierlich in die glorreiche Schar der Heiligen einreiht. Mit heroischem Mut haben sie ein Leben geführt, das ganz Gott geweiht und dem großherzigen Dienst an den Mitmenschen gewidmet war. Sie sind Söhne und Töchter der Kirche, die in der Nachfolge des Herrn das Leben des Dienens gewählt haben. Die Quelle der Heiligkeit in der Kirche liegt immer im Geheimnis der Erlösung, auf das der Prophet Jesaja in der ersten Lesung vorausweist: Der Gottesknecht ist der Gerechte, der „die vielen gerecht macht; der ihre Schuld auf sich lädt“ (vgl. Jes 53,11); dieser Knecht es ist der gekreuzigte, auferstandene und in der Herrlichkeit lebende Christus. Die heutige Heiligsprechung ist eine beredte Bestätigung dieser geheimnisvollen Heilswirklichkeit. Das beharrliche Bekenntnis des Glaubens dieser sieben großherzigen Jünger Christi, ihre Gleichgestaltung mit dem Menschensohn leuchtet heute in der ganzen Kirche.

Jacques Berthieu, 1838 in Frankreich geboren, war schon sehr früh von Jesus Christus begeistert. Schon während seines Dienstes als Diözesanpriester hatte er den sehnlichen Wunsch, die Seelen zu retten. Er trat in den Jesuitenorden ein und wollte zur Ehre Gottes die Welt durchreisen. Als unermüdlicher Hirt auf der Insel Sainte Marie und dann in Madagaskar kämpfte er gegen die Ungerechtigkeit, wobei er die Armen und Kranken unterstützte. Die Madagassen betrachteten ihn wie einen Priester, der vom Himmel gekommen war und sagten: Sie sind uns „Vater und Mutter“! Er ist allen alles geworden und schöpfte aus dem Gebet und aus der Liebe zum Herzen Jesu die menschliche und priesterliche Kraft, bis zum Martyrium im Jahre 1896 zu gehen. Er starb mit den Worten: „Ich will lieber sterben, als auf meinen Glauben abzuschwören“. Liebe Freunde, möge das Leben dieses Missionars eine Ermutigung und ein Vorbild für die Priester sein, damit sie wie er Männer Gottes sind! Möge sein Beispiel den zahlreichen Christen helfen, die heute aufgrund ihres Glaubens verfolgt werden! Möge in diesem Jahr des Glaubens seine Fürsprache Frucht bringen für Madagaskar und den afrikanischen Kontinent! Gott segne das madagassische Volk!

Pedro Calungsod wurde um das Jahr 1654 in der Region Visayas auf den Philippinen geboren. Seine Liebe zu Christus spornte ihn dazu an, sich bei den dortigen Jesuiten-Missionaren zum Katechisten ausbilden zu lassen. 1668 begleitete er gemeinsam mit anderen jungen Katechisten Pater Diego Luis de San Vitores auf die Inselgruppe der Marianen, um dem Volk der Chamorro das Evangelium zu verkünden. Das Leben dort war hart, und aufgrund von Neid und Verleumdung waren die Missionare der Verfolgung ausgesetzt. Doch Pedro bewies einen tiefen Glauben und eine große Nächstenliebe. Er setzte die Katechese für seine vielen Konvertiten fort und legte durch sein Leben in Lauterkeit und Hingabe an das Evangelium Zeugnis für Christus ab. Es war ihm vor allem daran gelegen, Seelen für Christus zu gewinnen, und das schenkte ihm die Entschlossenheit, das Martyrium auf sich zu nehmen. Er starb am 2. April 1672. Zeugen erinnern sich, daß er sich in Sicherheit hätte bringen können, doch er entschied sich, an der Seite Pater Diegos zu bleiben. Der Priester konnte Pedro noch die Absolution erteilen, bevor er selber getötet wurde. Möge das Beispiel und das mutige Zeugnis von Pedro Calungsod das geschätzte Volk der Philippinen anspornen, mutig das Reich Gottes zu verkünden und Seelen für Gott zu gewinnen!

Giovanni Battista Piamarta, ein Priester der Diözese Brescia, war ein großer Apostel der Nächstenliebe und der Jugend. Er empfand die Notwendigkeit einer kulturellen und sozialen Präsenz des Katholizismus in der modernen Welt und widmete sich deshalb mit seiner leuchtenden Menschlichkeit und Güte der Anhebung des christlichen, moralischen und professionellen Niveaus der Jugend. Beseelt von einem unerschütterlichen Vertrauen in die göttliche Vorsehung und von einer tiefen Opferbereitschaft, nahm er Schwierigkeiten und Mühen auf sich, um verschiedene apostolische Werke ins Leben zu rufen, darunter das Institut der „Artigianelli“, den Verlag Queriniana, die Männerkongregation der „Heiligen Familie von Nazareth“ und die Kongregation der „Demütigen Mägde des Herrn“. Das Geheimnis seines intensiven und arbeitsamen Lebens liegt in den ausgedehnten Zeiten, die er dem Gebet widmete. Wenn er mit Arbeit überlastet war, verlängerte er die Zeit der innigen Begegnung mit dem Herrn. Er bevorzugte das Verweilen vor dem Allerheiligsten Sakrament in der Betrachtung von Christi Leiden, Sterben und Auferstehung, um geistliche Kraft zu schöpfen und erneut aufzubrechen, die Herzen der Menschen, besonders der Jugendlichen, zu gewinnen und sie mit immer neuen pastoralen Initiativen zu den Quellen des Lebens zurückzuführen.

„Laß deine Güte über uns walten, o Herr, denn wir schauen aus nach dir“. Mit diesen Worten lädt die Liturgie uns ein, uns diesen Hymnus an Gott, den Schöpfer und vorausschauenden Lenker, zu eigen zu machen, indem wir seinen Plan in unserem Leben annehmen. So tat es Maria del Carmelo Sallés y Barangueras, eine 1848 in Vic in Spanien geborene Ordensfrau. Als sie nach vielen Widrigkeiten ihre Hoffnung erfüllt sah, konnte sie im Blick auf die Entwicklung der von ihr 1892 gegründeten Kongregation der Religiosas Concepcionistas Misioneras de la Enseñanza gemeinsam mit der Gottesmutter singen: „Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten“. Ihr Erziehungswerk, das der Unbefleckten Jungfrau anvertraut ist, bringt unter den Jugendlichen weiter reiche Frucht durch den großherzigen Einsatz ihrer Töchter, die sich wie sie den Händen Gottes überlassen, der alles vermag.

Und jetzt komme ich zu Marianne Cope, die 1838 in Heppenheim in Deutschland geboren ist. Sie war erst ein Jahr alt, als sie in die Vereinigten Staaten gebracht wurde. 1862 trat sie bei den Regulierten Terziarinnen des heiligen Franziskus in Syracus, New York, ein. Als Generaloberin ihrer Kongregation nahm Mutter Marianne später freiwillig einen Ruf an, sich um die Leprakranken auf Hawai zu kümmern, nachdem viele andere dies abgelehnt hatten. Gemeinsam mit sechs ihrer Mitschwestern machte sie sich persönlich auf, um ein Krankenhaus auf Oahu zu leiten; später gründete sie das Malulani Hospital auf Maui und eröffnete ein Heim für Mädchen, deren Eltern leprakrank waren. Fünf Jahre danach nahm sie die Einladung an, ein Heim für Frauen und Mädchen auf der Insel Molokai zu eröffnen; tapfer ging sie selbst dorthin und brach damit ihren Kontakt zur Außenwelt für immer ab. Sie kümmerte sich dort um Pater Damian, der bereits berühmt war für seine heroische Arbeit unter den Leprakranken, pflegte ihn, als er starb, und führte seine Arbeit unter den männlichen Leprakranken fort. Zu einer Zeit, als für die unter dieser schrecklichen Krankheit Leidenden nur wenig getan werden konnte, zeigte Marianne Cope größte Liebe, Mut und Begeisterung. In ihrer Tatkraft ist sie ein leuchtendes Beispiel für das Beste der Tradition katholischer Krankenschwestern und für den Geist ihres geliebten heiligen Franziskus.

Kateri Tekakwitha wurde 1656 als Kind eines Vaters aus dem Stamm der Mohawk und einer christlichen Mutter aus dem Stamm der Algonquin im heutigen Staat New York geboren. Ihre Mutter vermittelte ihr ein Gespür für den lebendigen Gott. Im Alter von zwanzig Jahren wurde sie getauft; um der Verfolgung zu entkommen, nahm sie Zuflucht in der Mission des heiligen Franz Xaver bei Montreal. Dort arbeitete sie in Treue zu den Traditionen ihres Volkes, auch wenn sie dessen religiöse Überzeugungen verwarf, bis zu ihrem Tod im Alter von 24 Jahren. Sie führte ein einfaches Leben und blieb ihrer Liebe zu Jesus, zum Gebet und zur täglichen heiligen Messe treu. Ihr größter Wunsch war es, zu erkennen und zu tun, was Gott gefällt.

Kateri beeindruckt uns durch das Wirken der Gnade in ihrem Leben ohne jede äußere Unterstützung und durch ihren Mut zu der in ihrer Kultur so einzigartigen Berufung. In ihr bereichern sich Glaube und Kultur gegenseitig! Möge ihr Beispiel uns helfen, dort, wo wir sind, in der Liebe zu Jesus zu leben, ohne zu verleugnen, was wir sind! Heilige Kateri, Patronin von Kanada und erste indianische Heilige, wir vertrauen dir die Erneuerung des Glaubens in den Ersten Nationen und in ganz Nordamerika an! Gott segne die indigenen Völker!

Anna Schäffer aus Mindelstetten wollte als Jugendliche in einen Missionsorden eintreten. Da sie aus einfachen Verhältnissen stammte, versuchte sie die nötige Aussteuer für die Aufnahme ins Kloster als Dienstmagd zu verdienen. In dieser Stellung erlitt sie einen schweren Unfall mit unheilbaren Verbrennungen an den Beinen, der sie für ihr ganzes weiteres Leben ans Bett fesselte. So wurde ihr das Krankenlager zur Klosterzelle und das Leiden zum Missionsdienst. Sie haderte zunächst mit ihrem Schicksal, verstand ihre Situation dann aber als einen liebevollen Ruf des Gekreuzigten in seine Nachfolge. Gestärkt durch die tägliche Kommunion wurde sie zu einer unermüdlichen Fürsprecherin im Gebet und zu einem Spiegel der Liebe Gottes für viele Ratsuchende. Ihr Apostolat des Betens und des Leidens, des Opferns und des Sühnens sei den Gläubigen in ihrer Heimat ein leuchtendes Vorbild, ihre Fürbitte stärke die christliche Hospizbewegung in ihrem segensreichen Wirken.

Liebe Brüder und Schwestern! Diese neuen Heiligen unterschiedlicher Herkunft, Sprache, Nation und aus verschiedenen Gesellschaftsschichten sind mit dem ganzen Volk Gottes im Heilsgeheimnis Christi, des Erlösers, vereint. Gemeinsam mit ihnen rufen auch wir, die wir hier mit den Synodenvätern aus aller Welt versammelt sind, dem Herrn mit den Psalmworten zu, daß er „für uns Schild und Hilfe“ ist, und bitten ihn: „Laß deine Güte über uns walten, o Herr, denn wir schauen aus nach dir“ (Ps 33,20.22). Möge das Zeugnis der neuen Heiligen, das Zeugnis ihres aus Liebe zu Christus großherzig hingegebenen Lebens heute zur ganzen Kirche sprechen, und möge ihre Fürbitte die Kirche stärken und unterstützen in ihrer Sendung, der ganzen Welt das Evangelium zu verkünden.

 

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