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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Die Kirche ist Frau und Mutter

Montag, 21. Mai 2018
 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 27, 6. Juli 2018)

 

In Santa Marta feierte Papst Franziskus am 21. Mai zum ersten Mal die heilige Messe am Gedenktag der seligen Jungfrau Maria, Mutter der Kirche: Von diesem Jahr an wird der Gedenktag nach dem Römischen Generalkalender am Pfingstmontag gefeiert, wie der Papst mit dem Dekret Ecclesia mater durch die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung vom 11. Februar 2018 verfügt hatte, damit »die Förderung dieser Verehrung dem Verständnis für die Mutterschaft der Kirche bei Hirten, Ordensleuten und Gläubigen und der unverfälschten Marienfrömmigkeit noch mehr nutzen kann«.

»Wenn in den Evangelien von Maria die Rede ist, spricht man immer von der Mutter Jesu«, sagte Franziskus zu Beginn seiner Predigt unter Bezugnahme auf die Lesung aus dem Johannesevangelium (19,25-34). Und obgleich »bei der Verkündigung des Engels das Wort ›Mutter‹ nicht vorkommt, so ist das Umfeld dennoch das der Mütterlichkeit: Es geht um die Mutter Jesu«, so der Papst, der hervorhob, dass »diese mütterliche Haltung ihr Wirken während des ganzen Lebens Jesu begleitet: Sie ist Mutter.« So sehr, dass »Jesus sie am Ende den Seinen zur Mutter gibt, in der Person des Johannes: ›Ich gehe fort, doch das ist eure Mutter.‹« Das also sei »Marias Mutterschaft«.

»Die Worte der Gottesmutter sind Worte einer Mutter«, erklärte der Papst. Und zwar »alle: Nach jenen anfänglichen Worten, in denen sie sich bereit erklärt, den Willen Gottes zu tun, und dem Lobpreis Gottes im Magnifikat sind alle Worte der Gottesmutter die Worte einer Mutter.« Sie sei immer »bei ihrem Sohn, auch in ihrer Haltung: Sie begleitet ihren Sohn, sie folgt ihrem Sohn nach.« Und »vorher noch, in Nazaret, zieht sie ihn auf, nährt sie ihn, erzieht sie ihn, aber dann folgt sie ihm nach: ›Deine Mutter ist da‹«. Maria »ist Mutter von Anfang an. Von dem Moment an, in dem sie in den Evangelien erscheint, von der Verkündigung des Engels bis zum Ende ist sie Mutter.« Man nennt sie nicht »die Dame« oder »Josefs Witwe« – auch wenn man das in Wirklichkeit »hätte sagen können« –, sondern Maria »ist immer Mutter«.

»Die Kirchenväter haben das gut verstanden«, so der Papst, »und sie haben auch verstanden, dass Marias Mutterschaft nicht bei ihr selbst endet; sie geht darüber hinaus.« Die Kirchenväter sagten auch, »dass Maria Mutter ist, die Kirche Mutter ist und deine Seele Mutter ist: Die Kirche hat etwas Weibliches, etwas Mütterliches«. Franziskus erläuterte: »Die Kirche ist weiblich, weil sie ›Kirche‹ und ›Braut‹ ist. Sie ist weiblich, und sie ist Mutter, sie bringt zur Welt.« Sie sei also »Braut und Mutter«, doch »die Kirchenväter gehen noch darüber hinaus und sagen: ›Auch deine Seele ist Braut Christi und Mutter.‹« »In dieser Haltung, die von Maria kommt, die Mutter der Kirche ist«, so der Papst, »können wir diese weibliche Dimension der Kirche verstehen: Wenn sie nicht vorhanden ist, verliert die Kirche ihre wahre Identität und wird zu einem Wohlfahrtsverein oder einer Fußballmannschaft oder zu irgendetwas anderem, aber sie ist nicht die Kirche.« »Die Kirche ist ›Frau‹«, so Franziskus, »und wenn wir an die Rolle der Frau in der Kirche denken, müssen wir zu dieser Quelle zurückgehen: Maria, Mutter.« Und »die Kirche ist ›Frau‹, weil sie Mutter ist, weil sie fähig ist, ›Kinder zu gebären‹: Ihre Seele ist weiblich, weil sie Mutter ist, wie sie fähig ist, fruchtbare Haltungen zu gebären.«

»Marias Mutterschaft ist etwas Großes«, betonte der Papst. Denn Gott »wollte von einer Frau geboren werden, um uns diesen Weg zu lehren«. Mehr noch: »Gott hat sich in sein Volk verliebt wie ein Bräutigam in seine Braut: So heißt es im Alten Testament.« Und das sei »ein großes Geheimnis «. Folglich »könnte man meinen«, dass, »wenn die Kirche Mutter ist, die Frauen in der Kirche Funktionen haben müssen: Ja, das ist wahr, sie müssen Funktionen haben, sie übernehmen viele Funktionen, gottlob haben die Frauen mehr Funktionen in der Kirche.«

Doch »das ist nicht das Wichtigste«, warnte der Papst, denn »wichtig ist, dass die Kirche Frau ist, dass sie diese Haltung der Braut und Mutter hat«. Wir müssten uns bewusst sein, dass die Kirche, »wenn wir das vergessen, eine männliche Kirche ohne diese Dimension ist und traurigerweise zu einer Kirche alter Junggesellen wird, die in Isolierung leben, unfähig zur Liebe, unfähig zur Fruchtbarkeit«. Der Papst unterstrich: »Ohne die Frau geht die Kirche nicht voran, denn sie ist Frau. Und diese weibliche Haltung kommt von Maria, da Jesus es so gewollt hat.«

In diesem Zusammenhang verwies Franziskus auch auf »die Geste, ich würde sagen die Haltung, die die Kirche am stärksten als Frau ausweist: die Tugend, die sie am stärkten als Frau ausweist«. Und er sagte, man könne diese in der »Geste Marias bei der Geburt Jesu zu erkennen: ›Sie gebar ihren erstgeborenen Sohn, sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe.‹« Dies sei ein Bild, in dem »die Zärtlichkeit einer jeden Mutter gegenüber ihrem Kind« zu erkennen sei: die zärtliche Fürsorge, dass es sich nicht verletzt, dass es gut zugedeckt ist«. Und »die Zärtlichkeit « sei daher auch »die Haltung der Kirche, die sich als Frau und als Mutter empfinde«.

»Der heilige Paulus – wir haben es gestern gehört, auch im Stundengebet haben wir es gebetet – ruft uns die Tugenden des Heiliges Geistes in Erinnerung und spricht von der Sanftheit, von der Demut, von den sogenannten ›passiven‹ Tugenden «, sagte der Papst, der darauf aufmerksam machte, dass »die Tugenden der Mütter die starken Tugenden sind«. Dann fügte er hinzu: So »geht eine Kirche, die Mutter ist, auf dem Weg der Zärtlichkeit; sie kennt die Sprache der großen Weisheit der Liebkosungen, der Stille, des Blicks, der Mitleid, der Stille zum Ausdruck bringt«. »Auch eine Seele, ein Mensch, der diese Zugehörigkeit zur Kirche in dem Wissen lebt, dass sie auch Mutter ist, muss diesen Weg gehen: ein sanfter, zärtlicher, lächelnder Mensch voller Liebe.«

»Maria, Mutter; die Kirche, Mutter; unsere Seele, Mutter«, wiederholte Franziskus, der dazu aufforderte, »an diesen großen Reichtum der Kirche und unseren großen Reichtum« zu denken. »Wir wollen es zulassen, dass der Heilige Geist uns fruchtbar macht, uns und die Kirche, damit auch wir Mütter der anderen werden, in einer Haltung der Zärtlichkeit, der Sanftmut, der Demut. In der Gewissheit, dass das der Weg Marias ist.« Abschließend machte der Papst darauf aufmerksam, dass »die Sprache Marias in den Evangelien bemerkenswert ist: Wenn sie zu ihrem Sohn spricht, dann tut sie dies, um ihm zu sagen, was die anderen brauchen. Und wenn sie zu den anderen spricht, dann um ihnen zu sagen: ›Was er euch sagt, das tut!‹«

 



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