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APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS IN DIE MONGOLEI 

[31. August - 4. September 2023]

PRESSEKONFERENZ MIT PAPST FRANZISKUS AUF DEM RÜCKFLUG NACH ROM

Montag, 4. September 2023

[Multimedia]

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Matteo Bruni:

Guten Tag, allen einen guten Tag. Danke, Eure Heiligkeit, für diese intensiven Tage der Begegnung mit diesem kleinen, kulturell reichen Volk, in einem großen Land, wie Sie es bezeichnet haben; und auch mit einer lebendigen christlichen Gemeinschaft, die ihren Glauben mit frischer Ausstrahlung bezeugt. Die Journalisten konnten sich mit dieser Gegend beschäftigen und sie sehen und haben noch einige Fragen, die sie Ihnen gern stellen würden.

Papst Franziskus:

Euch allen einen guten Tag und vielen Dank für die Begleitung. Ich danke euch für die Arbeit, die Ihr geleistet habt: Über die Medien auch die Kultur dieses Volkes zu zeigen, die Geschichte. Vielen Dank.

Matteo Bruni:

Eure Heiligkeit, die erste Frage stellt ein Journalist aus der Mongolei, Herr Dambadarjaa.

Jargalsaikhan Dambadarjaa (The Defacto Gazete):

Vielen Dank für Ihren Besuch in der Mongolei, Eure Heiligkeit. Meine Frage lautet: Was war Ihr Hauptgrund für den Besuch, und sind Sie mit dem Erreichten zufrieden?

Papst Franziskus:

Ja, die Idee, die Mongolei zu besuchen, entstand mit Blick auf die kleine katholische Gemeinschaft. Ich mache diese Reisen, um die katholischen Gemeinschaften zu besuchen und auch, um in einen Dialog mit der Geschichte und der Kultur der Völker zu treten, mit dem, was die jeweilige Mystik [den Geist] eines Volkes ausmacht. Es ist wichtig, dass die Evangelisierung nicht als Proselytismus verstanden wird, denn Proselytismus schränkt immer ein. Papst Benedikt sagte, dass der Glaube nicht durch Proselytismus wächst, sondern durch Anziehung. Die Verkündigung des Evangeliums tritt in einen Dialog mit der Kultur. Es gibt eine Evangelisierung der Kultur und auch eine Inkulturation des Evangeliums. Denn Christen bringen ihre Werte auch durch die Kultur des eigenen Volkes zum Ausdruck. Und das ist das Gegenteil von religiöser Kolonisation. Für mich bestand die Reise darin, dieses Volk kennenzulernen, mit diesem Volk in einen Dialog einzutreten, die Kultur dieses Volkes aufzunehmen und die Kirche auf ihrem Weg inmitten dieses Volkes zu begleiten, mit viel Respekt für die Kultur des Volkes. Und ich bin mit den Ergebnissen zufrieden.

Matteo Bruni:

Die zweite Frage, Eure Heiligkeit, stammt von Herrn Markhaakhuu vom mongolischen Fernsehen.

Ulambadrakh Markhaakhuu (ULS Suld Tv):

Die Konflikte unserer Zivilisation, so sagen viele heute, die Konflikte sollten nur durch Dialog gelöst werden, wie Eure Heiligkeit sagte. Kann Ulaanbaatar die Plattform für den internationalen Dialog zwischen Europa und Asien sein?

Papst Franziskus:

Ich denke schon. Ihr habt da eine sehr interessante Sache, die auch diesen Dialog fördert. Ich möchte es die „Mystik des dritten Nachbarn“ nennen, die es euch ermöglicht, eine Politik des „dritten Nachbarn“ zu betreiben. Denken wir daran, dass Ulaanbaatar die Hauptstadt eines Landes ist, das sehr weit vom Meer entfernt ist, und wir können sagen, dass euer Land zwischen zwei Großmächten liegt, Russland und China. Und deshalb ist es eure Mystik, auch zu versuchen, mit euren „dritten Nachbarn“ zu sprechen: nicht aus Geringschätzung jener zwei, denn ihr habt gute Beziehungen zu beiden, sondern aus der Sehnsucht nach Universalität, um der ganzen Welt eure Werte zu zeigen und auch von den anderen deren Werte zu empfangen, denn das führt euch zum Dialog. Es ist interessant, dass in der Geschichte die Suche nach anderen Gebieten oft mit Kolonialismus verwechselt wurde oder damit, einzudringen, um zu beherrschen. Ihr habt stattdessen mit der Mystik des „dritten Nachbarn“ diese Philosophie des Aufsuchens, um in einen Dialog einzutreten. Dieser Ausdruck des „dritten Nachbarn“ hat mir sehr gut gefallen. Das ist ein Reichtum von euch.

Matteo Bruni:

Danke, Eure Heiligkeit. Die dritte Frage stellt Cristina Cabrejas von Efe.

Cristina Cabrejas (EFE):

Buenos dias, Papst Franziskus. Dies ist die Frage der spanischsprachigen Gruppe. Papst Franziskus, gestern haben Sie eine Botschaft an das chinesische Volk gesandt und Sie haben die Katholiken aufgefordert, gute Bürger zu sein, und das, nachdem die Behörden des Landes den Bischöfen nicht erlaubt haben, in die Mongolei zu kommen. In dieser Situation, wie sind die Beziehungen zu China im Augenblick? Und gibt es Neuigkeiten zur Peking-Reise von Kardinal Zuppi wegen der Mission in der Ukraine? Danke.

Papst Franziskus:

Die Mission von Kardinal Zuppi ist eine Friedensmission, die ich beauftragt habe. Und er hatte die Absicht, Moskau, Kiew, die Vereinigten Staaten und auch Peking zu besuchen. Kardinal Zuppi ist ein Mann der Universalität und des großen Dialogs: Es gibt da in seiner Lebensgeschichte die Arbeit, die in Mosambik für den Frieden geleistet wurde und so weiter, und deshalb habe ich ihn entsandt. Die Beziehungen zu China sind sehr respektvoll, sehr respektvoll. Persönlich hege ich eine große Bewunderung für das chinesische Volk, sie sind sehr offen, sagen wir es so ... Hinsichtlich der Ernennung der Bischöfe gibt es eine Kommission, die seit einiger Zeit mit der chinesischen Regierung und dem Vatikan zusammenarbeitet: Es ist ein Dialog. Und dann gibt es einige katholische Priester oder katholische Intellektuelle, die an chinesische Universitäten eingeladen werden, um dort zu lehren. In diesem Sinne gibt es einen eröffneten Dialog. Ich denke, dass wir in der religiösen Thematik noch weiter gehen müssen, um einander besser zu verstehen. Die chinesischen Bürger sollen nicht denken, dass die Kirche ihre Kultur und ihre Werte nicht akzeptiert und dass die Kirche von einer anderen ausländischen Macht abhängig ist. Und dieser freundschaftliche Weg wird von der Kommission unter dem Vorsitz von Kardinal Parolin gut beschritten: Sie leisten gute Arbeit, auch von chinesischer Seite, eine gute Arbeit; die Beziehungen sind solcher Art, auf dem Weg, sagen wir es in einem Wort. Ich hege großen Respekt für das chinesische Volk.

Dann haben Sie noch etwas anderes gefragt?

Matteo Bruni:

Es ging um Zuppi, ob es irgendwelche Neuigkeiten über die Mission von Kardinal Zuppi gibt.

Papst Franziskus:

Das war das, was ich zu Beginn gesagt habe. Machen wir weiter.

Matteo Bruni:

Danke, Eure Heiligkeit. Die vierte Frage stammt von Gerry O’Connell vom America Magazine.

Gerard O’Connell (America Magazine):

Eure Heiligkeit, da die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Vietnam recht positiv sind und in letzter Zeit einen bemerkenswerten Schritt nach vorne gemacht haben, bitten viele vietnamesische Katholiken darum, dass Sie sie besuchen, so wie Sie es in der Mongolei getan haben. Meine Frage lautet: Gibt es jetzt eine Möglichkeit für Sie, Vietnam zu besuchen, gibt es eine Einladung der Regierung? Und welche anderen Reisen planen Sie? Danke.

Papst Franziskus:

Vietnam ist eine der sehr schönen Dialog-Erfahrungen, die die Kirche in letzter Zeit gemacht hat. Ich würde sagen..., ich weiß nicht, es ist wie eine Sympathie im Dialog. Beide Seiten haben den guten Willen gehabt, sich gegenseitig zu verstehen und nach Wegen zu suchen, um weiterzukommen. Es hat Probleme gegeben, aber in Vietnam sehe ich, dass man die Probleme früher oder später überwindet. Der vietnamesische Präsident war vor kurzem zu Besuch und wir haben offen gesprochen. Ich sehe die Beziehungen zu Vietnam sehr positiv. In diesem Bereich wird schon seit Jahren gute Arbeit geleistet. Ich erinnere mich – ich glaube es war vor vier Jahren – an den Besuch einer Gruppe vietnamesischer Parlamentarier beim Papst: Wir hatten einen guten Dialog mit ihnen, sehr respektvoll. Wenn sich eine Kultur öffnet, besteht die Möglichkeit des Dialogs; wenn es Verschlossenheit oder Misstrauen gibt, ist der Dialog sehr schwierig. Hinsichtlich Vietnam würde ich sagen, dass der Dialog offen ist, mit seinen Höhen und Tiefen, aber er ist offen und es geht langsam weiter voran. Es hat ein paar Probleme gegeben, aber die wurden gelöst.

Dann die Reise nach Vietnam: Wenn ich nicht hinfahre, wird sicher Johannes XXIV. hinfahren ... Es ist sicher, dass sie stattfinden wird, denn es ist ein Land, das es verdient voranzukommen, ein Land, das meine Sympathie hat. Weitere Reisen: Marseille ...; und dann ist da noch eine in ein kleines Land in Europa, da schauen wir gerade, ob wir sie machen können ... Aber ich sage euch die Wahrheit, für mich ist es jetzt nicht mehr so einfach, eine Reise zu machen, wie es zu Beginn war, es gibt Einschränkungen beim Gehen und dies wirkt sich aus. Aber schauen wir mal.

Matteo Bruni:

Danke, Eure Heiligkeit. Eine weitere Frage stellt Fausto Gasparroni von der Ansa, aus der italienischen Gruppe.

Fausto Gasparroni (ANSA):

Eure Heiligkeit, ich stelle diese Frage im Namen der italienischen Gruppe. In jüngster Zeit haben bestimmte Ihrer Äußerungen gegenüber jungen russischen Katholiken über die große Mutter Russland, über das Erbe von Persönlichkeiten wie Peter dem Großen und Katharina II. eine Debatte ausgelöst. Es handelt sich dabei um Aussagen, die – sagen wir mal – beispielsweise die Ukrainer stark verärgert haben und auch im diplomatischen Bereich Folgen gehabt haben, sie sind ein bisschen als eine Verherrlichung des russischen Imperialismus und als eine Art Billigung der Politik Putins angesehen worden. Ich wollte Sie fragen, warum Sie das Bedürfnis hatten, diese Bemerkungen zu machen, ob Sie deren Angemessenheit erwogen haben, ob Sie sie wiederholen würden und auch, um der Klarheit willen, ob Sie uns sagen können, wie Sie über Imperialismus und insbesondere den russischen denken?

Papst Franziskus:

Bedenken wir, wo das war: bei einem Dialog mit jungen Russen. Am Ende des Gesprächs habe ich ihnen eine Botschaft mit auf den Weg gegeben, eine Botschaft, die ich immer wiederhole: dass sie sich ihres Erbes annehmen sollen. Dies ist das erste: Nehmt Euer Erbe an. Das Gleiche, was ich überall sage. Und in dieser Sichtweise versuche ich auch das Gespräch zwischen Großeltern und Enkelkindern zu führen: dass die Enkelkinder das Erbe annehmen. Das sage ich überall, und das war die Botschaft. Ein zweiter Schritt, um das Erbe zu erklären: Ich habe von dem großen Russland gesprochen, denn das russische Erbe ist sehr gut, es ist sehr schön. Denken Sie an den Bereich der Literatur, an den Bereich der Musik, bis hin zu einem Dostojewski, der heute zu uns von einem reifen Humanismus spricht; Russland hat sich dieses Humanismus angenommen, der sich entwickelt hat, in der Kunst und in der Literatur. Das wäre eine zweite Ebene, als ich vom Erbe sprach. Der dritte Aspekt war vielleicht nicht glücklich gewählt, aber als ich über das große Russland sprach, nicht so sehr im geografischen, sondern im kulturellen Sinn, ist mir das eingefallen, was wir in der Schule gelernt hatten: Peter I., Katharina II., und so kam dieser dritte Aspekt auf, der vielleicht nicht ganz korrekt ist – ich weiß es nicht, das mögen uns die Historiker sagen –, aber es war ein Zusatz, der mir in den Sinn gekommen ist, weil ich das in der Schule gelernt hatte. Aber was ich den jungen Russen gesagt habe, ist, dass sie sich ihres eigenen Erbes annehmen, ihr eigenes Erbe annehmen, was bedeutet, dass sie nicht irgendwo anders „hingehen und es kaufen“, verstehen Sie? Das eigene Erbe annehmen. Und welches Erbe? Das des großen Russlands: Die russische Kultur ist von sehr großer Schönheit und Tiefe, und sie darf nicht wegen politischer Probleme ausgelöscht werden. Es hat in Russland – politisch – dunkle Jahre gegeben, aber das Erbe ist immer so geblieben, greifbar.

Dann sprechen Sie von Imperialismus. Tatsächlich habe ich nicht an Imperialismus gedacht, als ich das sagte, ich habe über Kultur gesprochen, und die Weitergabe von Kultur ist niemals „imperial“, niemals; sie ist immer ein Dialog, und darüber habe ich gesprochen. Es stimmt, dass es Imperialismen gibt, die ihre Ideologie aufzwingen wollen. Dazu habe ich das zu sagen: Wenn Kultur „destilliert“ und in Ideologie verwandelt wird, ist das Gift. Die Kultur wird benutzt, aber destilliert zu einer Ideologie. Dies muss man unterscheiden: wann es sich um die Kultur eines Volkes handelt und wann es sich um die Ideologien handelt, die von irgendeinem Philosophen, irgendeinem Politiker jenes Volkes stammen. Und dies sage ich im Blick auf alle, auch die Kirche. Innerhalb der Kirche nisten sich manchmal Ideologien ein, die die Kirche von dem Leben trennen, das aus der Wurzel kommt und nach oben steigt; sie schneiden die Kirche vom Einfluss des Heiligen Geistes ab. Eine Ideologie ist unfähig, sich zu inkarnieren, sie ist einzig und allein eine Idee. Aber wenn die Ideologie an Stärke gewinnt und zu Politik wird, wird sie gewöhnlich zur Diktatur, wird sie zur Dialogunfähigkeit, zur Unfähigkeit, mit den Kulturen voranzugehen. Und der Imperialismus tut genau das. Der Imperialismus verfestigt sich immer auf der Grundlage einer Ideologie. Auch in der Kirche müssen wir zwischen Lehre und Ideologie unterscheiden: Die wahre Lehre ist niemals ideologisch, niemals; sie ist im heiligen, gläubigen Gottesvolk verwurzelt; die Ideologie ist hingegen losgelöst von der Wirklichkeit, losgelöst vom Volk ... Ich weiß nicht, ob ich geantwortet habe.

Matteo Bruni:

Danke, Eure Heiligkeit. Eine weitere Frage stammt von Robert Messner von der dpa.

Robert Messner (DPA):

Guten Tag. Ich habe eine Frage zu Ihrer Fortschreibung der Enzyklika Laudato si’. Ich möchte fragen, ob Ihr Engagement für den Umweltschutz und diese Aktualisierung vielleicht als eine Solidaritätsbekundung für Gruppen von Umweltaktivisten wie die „Letzte Generation“ verstanden werden können, die spektakuläre Protestaktionen durchführen. Können sie als ein Zeichen der Solidarität verstanden werden, und ist in dieser Aktualisierung vielleicht auch eine Botschaft für die jungen Aktivisten enthalten, für die jungen Menschen, die auf die Straßen gehen? Danke vielmals.

Papst Franziskus:

Ein wenig allgemein, ich gehe nicht auf diese Extremisten ein. Aber die jungen Leute sind besorgt, denn es ist ihre Zukunft! Ein guter Wissenschaftler, ein Italiener, hat bei einem Treffen der Akademie [der Wissenschaften] einen wertvollen Beitrag eingebracht, der wie folgt endete: „Ich möchte nicht, dass meine Enkelin, die gestern geboren wurde, in dreißig Jahren in einer so hässlichen Welt lebt“. Die jungen Menschen denken an die Zukunft. Und in diesem Sinne finde ich es gut, dass sie gut kämpfen. Aber sehen Sie, wenn eine Ideologie oder politischer Druck da eindringt oder es dafür genutzt wird, dann geht das nicht. Mein Apostolisches Schreiben, das zum Fest des Heiligen Franziskus am 4. Oktober erscheinen wird, ist eine Revision dessen, was seit der COP von Paris geschehen ist, die vielleicht die bislang fruchtbarste gewesen ist. Es gibt ein paar Informationen zu einigen COP und zu einigen Dingen, die noch nicht geklärt sind und dringend geklärt werden müssen. Es ist nicht so umfangreich wie Laudato si’, aber es ist eine Fortschreibung von Laudato si’ in neue Bereiche hinein. Und auch eine Situationsanalyse.

Matteo Bruni:

Danke. Dann gibt es eine Frage von der französischsprachigen Gruppe der Journalisten, Etienne Loraillère.

Etienne Loraillère (KTO Tv):

Guten Tag, Eure Heiligkeit. Sie wünschen sich eine synodale Kirche, in der Mongolei und in der Welt. Die Versammlung im Oktober ist bereits die Frucht der Arbeit des Gottesvolkes. Wie können die Getauften aus der ganzen Welt in diese Phase einbezogen werden? Wie kann eine ideologische Polarisierung vermieden werden? Und werden die Teilnehmer in der Lage sein, öffentlich zu sprechen und das mitzuteilen, was sie gerade erleben, um mit allen zusammen unterwegs zu sein? Oder wird der ganze Prozess geheim ablaufen? Danke.

Papst Franziskus:

Sie haben davon gesprochen, wie man ideologischen Druck vermeidet: Das ist dasselbe. In der Synode gibt es keinen Platz für Ideologie, das ist eine andere Dynamik. Die Synode ist der Dialog, unter den Getauften, unter den Mitgliedern der Kirche, über das Leben der Kirche, über den Dialog mit der Welt, über die Probleme, die die Menschheit heute betreffen. Aber wenn man auf ideologische Weise denkt, ist die Synode am Ende! In der Synode ist kein Platz für Ideologie: Es gibt Raum für den Dialog, für die Begegnung unter Brüdern und Schwestern und für die Auseinandersetzung mit der Lehre der Kirche. Und um weiter voran zu gehen. Ich möchte noch betonen, dass das mit der Synode keine Erfindung von mir ist: das war der heilige Paul VI., der nach dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils feststellte, dass im Westen, die westliche Kirche, sagen wir es mal so, die synodale Dimension verloren hatte. Die Ostkirche besitzt sie. Deshalb hat er das Sekretariat der Bischofssynode errichtet, das in diesen sechzig Jahren diese Gedanken auf synodale Art und Weise weiterverfolgt hat, mit kontinuierlichen Fortschritten, weiter voranschreitend. Als sich der 50. Jahrestag dieser Entscheidung des heiligen Paul VI. jährte, habe ich ein Dokument darüber veröffentlicht und unterzeichnet, was die Synode ist und was erreicht worden ist. Und jetzt ist das weitergegangen, es ist weiter gereift, und deshalb hielt ich es für sehr gut, eine Synode über die Synodalität in der Kirche abzuhalten – was keine Mode ist, sondern etwas Altes, die Ostkirche hat das schon seit jeher –: Wie kann man Synodalität leben und sie als Christ leben, wie ich vorhin gesagt habe, ohne in Ideologien zu verfallen. Ich weiß nicht, ob ich damit geantwortet habe, oder war da noch etwas …

Etienne Loraillère

Werden die Arbeiten im Plenum geheim sein oder nicht?

Papst Franziskus:

Es gibt eine Sache, die wir schützen müssen: die synodale Atmosphäre. Dies ist keine Fernsehsendung, in der über alles Mögliche geredet wird. Nein. Da gibt es ein religiöses Moment, ein Moment des religiösen Austauschs. Denken Sie nur daran, dass in den synodalen Beiträgen jeder drei bis vier Minuten spricht und dann gibt es drei bis vier Minuten Stille für das Gebet. Dann weitere drei und wieder Gebet. Ohne diesen Geist des Gebets ist es nicht Synodalität, sondern Politik, Parlamentarismus. Die Synode ist kein Parlament. Zur Geheimhaltung: Es gibt eine Abteilung unter der Leitung von Dr. Ruffini, der hier anwesend ist, welche die Pressemitteilungen über den Verlauf der Synode herausgeben wird. In einer Synode gilt es das Religiöse und die Freiheit derer, die sich äußern, zu schützen. Deshalb gibt es eine Kommission unter dem Vorsitz von Dr. Ruffini, die über den Fortgang der Synode informieren wird.

Matteo Bruni:

Eine weitere Frage stellt Antonio Pelayo, den Sie gut kennen, von Vida Nueva.

Antonio Pelayo (Vida Nueva)

Heiliger Vater, Sie haben jetzt über die Synode gesprochen, und wir alle stimmen mit Ihnen darin überein, dass diese Synode viel Neugierde und viel Interesse weckt. Aber leider weckt sie auch viel Kritik, die aus katholischen Kreisen kommt: Ich möchte mich auf ein Buch mit einem Vorwort von Kardinal Burke beziehen, der sagt, dass die Synode die Büchse der Pandora ist, aus der alles Mögliche an Unheil für die Kirche herauskommen wird. Was halten Sie von dieser Position? Und glauben Sie, dass es sich um eine Position handelt, die von der Wirklichkeit überwunden wird, oder wird sie die Synode beeinflussen?

Papst Franziskus:

Ich weiß nicht, ob ich das schon Mal gesagt habe. Vor ein paar Monaten rief ich in einem Karmel an: „Wie geht es den Schwestern, Mutter Oberin?“, sagte ich zu der Priorin, die mir geantwortet hatte. Und zum Schluss sagte sie zu mir – ein nicht-italienischer Karmel –: „Eure Heiligkeit, wir haben Angst vor der Synode.“ – „Aber was ist denn los? Wollt ihr eine Schwester zur Synode schicken?“, sagte ich scherzhaft. Sie antwortete: „Nein, wir haben Angst, dass sie uns die Lehre verändert.“ Dies ist es, was Sie ansprechen: Es gibt existiert diese Idee. Aber wenn man an die Wurzel dieser Ideen geht, wird man Ideologien vorfinden. Immer, wenn man in der Kirche das gemeinschaftliche Unterwegssein angreifen will, ist das, was angreift, eine Ideologie. Und sie beschuldigen die Kirche dieser oder jener Sache, aber sie beschuldigen sie nie dessen, was wahr ist: dass sie Sünderin ist. Niemals sagen sie: „Sie ist Sünderin“. Sie verteidigen eine „Lehre“, in Anführungszeichen, die eine Lehre ist wie destilliertes Wasser, sie schmeckt nach nichts und sie ist nicht die wahre katholische Lehre, so wie sie im Glaubensbekenntnis steht. Es ist so, dass die wahre katholische Lehre oft Anstoß erregt, so wie die Vorstellung Anstoß erregt, dass Gott Fleisch geworden ist, dass Gott Mensch geworden ist, dass die Gottesmutter ihre Jungfräulichkeit bewahrt hat... Dies erregt Anstoß. Die katholische Lehre erregt manchmal Anstoß. Ideologien sind allesamt Destillate, sie erregen nie Anstoß.

Matteo Bruni:

Danke, Eure Heiligkeit. Vielleicht machen wir hier nochmal einen Wechsel. Ich bitte Cincy Wooden, für eine weitere Frage herzukommen.

Cindy Wooden (CNS):

Guten Tag, Eure Heiligkeit. Ich möchte ein wenig an die Frage meines französischen Kollegen über die Synode und die Informationen anknüpfen. Viele Gläubige haben viel Zeit aufgewendet, gebetet, sich beim Reden und Zuhören beteiligt. Sie möchten wissen, was während der Synode, im Plenum, geschieht. Und Sie haben von Ihrer Erfahrung bei der Synode über die Ordensleute gesprochen, bei der einige von der Synode gesagt haben: „Das soll man nicht aufnehmen“, „Dies soll man aufnehmen“, „Das kann man nicht sagen ...“. Wie können wir Journalisten, wenn wir nicht zumindest Zugang zur Vollversammlung und zu den Generalversammlungen haben, wie können wir da sicher sein, dass das, was uns als „Futter“ vorgesetzt wird, wahr ist? Gibt es keine Möglichkeit, dass es für die Journalisten etwas offener ist?

Papst Franziskus:

Nein, es ist sehr offen, meine Liebe, es ist sehr offen! Es gibt eine Kommission unter dem Vorsitz von Ruffini, die jeden Tag die Informationen mitteilen wird: noch offener, ich weiß nicht, noch offener, ich weiß nicht … Und das Gute ist, dass diese Kommission sehr respektvoll mit den Beiträgen aller umgehen und versuchen wird, kein Geschwätz zu verbreiten, sondern die Dinge eben über den Verlauf der Synode zu sagen, die für die Kirche konstruktiv sind. Wenn jemand möchte, dass die Nachrichten lauten: „Dieser eine ist wütend auf jenen anderen, wegen diesem oder jenem ...“, dann ist das politisches Geschwätz. Nein, der Ausschuss hat eine nicht einfache Aufgabe, nämlich zu sagen: „Heute geht die Reflexion in diese Richtung, sie verläuft so“ und den kirchlichen Geist zu vermitteln, nicht den politischen Geist. Ein Parlament ist etwas anderes als eine Synode. Vergessen Sie nicht, dass der Protagonist der Synode der Heilige Geist ist. Und wie kann man das vermitteln? Deshalb muss man den kirchlichen Verlauf vermitteln. Aber danke, danke, dass Sie den Mut hatten, das zu sagen.

Matteo Bruni:

Danke. Eine weitere Frage stammt von Enzo Romeo, von Tg2. Dann können wir vielleicht schließen.

Vincenzo Romeo (RAI TG 2):

Guten Tag, Eure Heiligkeit. Sie sind der Papst der Peripherien und die Peripherien, besonders in Italien, leiden aktuell sehr. Es gab Vorfälle, die sehr besorgniserregend sind, von Gewalt und Verfall. Zum Beispiel in der Nähe von Neapel, wohin Sie ein Pfarrer, Don Patriciello, sogar eingeladen hat; dann in Palermo ... Also: Was kann man tun? Sie haben die Elendsviertel in Buenos Aires besucht, sie haben also Erfahrung auf diesem Gebiet. Dann ist auch unsere Ministerpräsidentin in einem dieser Randgebiete zu Besuch gewesen, also, es wird gerade viel diskutiert. Was kann Ihrer Meinung nach getan werden, was können sowohl die Kirche als auch die Behörden, der Staat, tun, um diesen Verfall zu überwinden und dafür zu sorgen, dass die Randgebiete wirklich Teil eines Landes sind?

Papst Franziskus:

Ja, Sie sprechen hier von den Peripherien, von den Elendsvierteln... Man muss weitermachen, dorthin gehen und dort arbeiten, so wie in Buenos Aires mit den Priestern, die dort arbeiteten: Ein Team von Priestern mit einem Weihbischof an der Spitze und man arbeitet dort. Wir müssen dafür offen sein, die Regierungen müssen offen sein, alle Regierungen der Welt. Aber es gibt Peripherien, die tragisch sind. Ich komme auf ein besonders skandalöses Randgebiet zurück, das man zu verbergen sucht, das der Rohingya: Die Rohingya leiden, sie sind keine Christen, sie sind Muslime, aber sie leiden, weil sie in ein Randgebiet verwandelt worden sind, sie wurden vertrieben. Wir müssen die verschiedenen Arten von Peripherien sehen; und auch lernen, dass die menschliche Wirklichkeit in den Peripherien offensichtlicher und weniger verfälscht ist, ich will die unschönen Momente da nicht idealisieren, aber man nimmt vieles besser wahr. Ein Philosoph hat einmal etwas gesagt, das mich sehr beeindruckt hat: „Die Wirklichkeit lässt sich besser von den Peripherien her verstehen“. Dort versteht man die Wirklichkeit gut. Wir müssen mit den Peripherien in Beziehung treten, und die Regierungen müssen für wahre soziale Gerechtigkeit sorgen, für wahre soziale Gerechtigkeit, sowohl was die verschiedenen sozialen Randgebiete als auch die ideologischen Randgebiete angeht. Dorthin gehen, um in Beziehung zu treten, denn oft ist es ein ideologisches Randgebiet, das soziale Randgebiete hervorruft. Die Welt der Peripherien ist nicht einfach. Danke.

Matteo Bruni:

Vielleicht können wir an dieser Stelle enden, auch weil es den Bordservice gibt und nun ein wenig Turbulenzen auftreten. Allen eine gute Arbeit.

 



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