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PAPST FRANZISKUS

ANGELUS

Petersplatz
2. Adventssonntag, 7. Dezember 2014

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Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!

Dieser Sonntag bezeichnet die zweite Etappe der Adventszeit, einer wunderbaren Zeit, die in uns die Erwartung der Wiederkunft Christi und das Gedächtnis seines Kommens in die Geschichte neu erweckt. Die heutige Liturgie legt uns eine Botschaft voller Hoffnung vor. Sie ist die Einladung des Herrn, die durch den Mund des Propheten Jesaja ergeht: »Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott« (40,1). Mit diesen Worten beginnt das Buch der Tröstung, in dem der Prophet an das Volk im Exil die freudige Ankündigung der Befreiung ergehen lässt. Die Zeit der Drangsal ist zu Ende; das Volk Israel kann vertrauensvoll in die Zukunft blicken: endlich blickt es der Rückkehr in die Heimat entgegen. Deshalb besteht die Einladung darin, sich vom Herrn trösten zu lassen.

Jesaja wendet sich an Menschen, die durch eine dunkle Zeit gegangen sind, die eine sehr harte Prüfung erlitten haben; doch jetzt ist die Zeit der Tröstung gekommen. Die Traurigkeit und die Angst können der Freude weichen, da der Herr selbst sein Volk auf den Weg der Befreiung und des Heils führen wird. Wie wird er all dies tun? Mit der Fürsorge und der Zärtlichkeit eines Hirten, der sich seiner Herde annimmt.

Er nämlich wird der Herde Einheit und Sicherheit schenken, er wird sie zur Weide führen, er wird die versprengten Schafe in seinem sicheren Stall zusammenführen, er wird den Gebrechlichsten und Schwächsten besondere Aufmerksamkeit widmen (V. 11). Das ist die Haltung Gottes gegenüber uns, seinen Geschöpfen. Deshalb lädt der Prophet alle ein, die ihn hören – uns heute eingeschlossen –, unter dem Volk diese Botschaft der Hoffnung zu verbreiten: dass der Herr uns tröstet. Und der Tröstung Raum zu geben, die vom Herrn kommt. Doch wir können keine Botschafter der Tröstung Gottes sein, wenn wir nicht als Erste die Freude erfahren, von ihm getröstet und geliebt zu werden. Dies geschieht besonders, wenn wir sein Wort hören, das Evangelium, das wir in der Tasche tragen müssen: vergesst das nicht! Das Evangelium in der Jackentasche oder Handtasche, um immer darin zu lesen. Und das schenkt uns Tröstung: wenn wir im stillen Gebet in seiner Gegenwart verweilen, wenn wir ihm in der Eucharistie oder im Sakrament der Vergebung begegnen. All das tröstet uns.

Lassen wir es zu, dass in dieser Zeit des Advents die Aufforderung Jesajas – »Tröstet, tröstet mein Volk« – in unserem Herzen erklingt. Heute brauchen wir Menschen, die Zeugen des Erbarmens und der Zärtlichkeit des Herrn sind, der die Niedergeschlagenen aufrüttelt, die Entmutigten neu beseelt, das Feuer der Hoffnung entfacht. Er entfacht das Feuer der Hoffnung! Nicht wir. Viele Situationen erfordern unser tröstendes Zeugnis. Freudige, getröstete Menschen sein. Ich denke an all jene, die von Leid, Ungerechtigkeiten und Schikanen unterdrückt werden; an alle, die Sklaven des Geldes, der Macht, des Erfolgs, der Weltlichkeit sind. Die Ärmsten! Sie haben verfälschte Tröstungen, nicht die wahre Tröstung des Herrn! Alle sind wir aufgerufen, unsere Brüder und Schwestern zu trösten, indem wir bezeugen, dass Gott allein die Ursachen der existenziellen und geistlichen Dramen beseitigen kann. Er kann es! Er ist mächtig!

Die Botschaft Jesajas, die an diesem zweiten Adventssonntag erklingt, ist Balsam für unsere Wunden und ein Ansporn, mit großem Einsatz den Weg des Herrn zu bereiten. Denn der Prophet spricht heute zu unserem Herzen, um uns zu sagen, dass Gott unsere Sünden vergisst und uns tröstet. Wenn wir uns ihm demütigen und reuigen Herzens anvertrauen, wird er die Mauern des Bösen niederreißen, die Gruben unserer Unterlassungen füllen, er wird die Hügel des Hochmuts und der Eitelkeit ebnen und den Weg zur Begegnung mit ihm öffnen. Es ist schon seltsam, doch viele Male haben wir Angst vor der Tröstung, getröstet zu werden. Mehr noch: Wir fühlen uns sicherer in der Traurigkeit und Verzweiflung. Wisst ihr, warum? Weil wir uns in der Traurigkeit fast als Hauptpersonen empfinden. In der Tröstung dagegen ist der Heilige Geist die Hauptperson! Er ist es, der uns tröstet, er ist es, der uns den Mut schenkt, aus uns herauszugehen. Er ist es, der uns zur Quelle jeder echten Tröstung führt, das heißt zum Vater. Und das ist die Umkehr.

Bitte, lasst euch vom Herrn trösten! Lasst euch vom Herrn trösten! Die Jungfrau Maria ist der »Weg«, den Gott selbst sich bereitet hat, um in die Welt zu kommen. Ihr empfehlen wir die Erwartung des Heils und des Friedens aller Männer und Frauen unserer Zeit.


Nach dem Angelus:

Liebe Brüder und Schwestern!

Ich grüße euch alle, die Gläubigen aus Rom und die Pilger, die aus Italien und verschiedenen Ländern gekommen sind: die Familien, die Pfarrgruppen, die Vereinigungen. Im Besonderen grüße ich die Missionare und Missionarinnen »Identes « – sie sind sehr tüchtig und tun viel Gutes –, die Gläubigen aus Bianzè, Dalmine, Sassuolo, Arpaìse und Oliveri; die Gemeinschaft von Rumänen aus Cordenons – Pordenone; die Vereinigung »Porta Aperta« (»Offene Tür«) aus Modena, die Familien aus Fratta Polesine, die Kinder aus Petosino. Euch allen wünsche ich einen schönen Sonntag. Bitte, lasst euch vom Herrn trösten! Verstanden? Lasst euch vom Herrn trösten! Und vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen! Und morgen einen schönen Tag der Unbefleckten Empfängnis. Der Herr segne euch.

 



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