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ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE DELEGATION DER ALTKATHOLISCHEN BISCHOFSKONFERENZ
DER UTRECHTER UNION

Donnerstag, 30. Oktober 2014

 

Euer Gnaden,
Eminenz,
Exzellenzen!

Ich freue mich, Sie, die Mitglieder der Altkatholischen Bischofskonferenz der Utrechter Union, willkommen zu heißen. Ihr Besuch gibt uns die wertvolle Gelegenheit, über unseren gemeinsamen ökumenischen Weg nachzudenken.

In diesem Jahr begehen wir den 50. Jahrestag der Promulgierung des Dekrets Unitatis redintegratio des Zweiten Vatikanischen Konzils, das eine neue Ära ökumenischer Beziehungen und des Einsatzes im Streben nach der Einheit der Jünger Christi eingeleitet hat. Für uns alle spielt die Arbeit der Internationalen Römisch-Katholischen / Altkatholischen Dialogkommission eine wichtige Rolle im Bemühen um eine immer größere Treue zum Gebet des Herrn, »dass alle eins sind« (vgl. Joh 17,21). Es war möglich, Brücken des tieferen gegenseitigen Verständnisses und der praktischen Zusammenarbeit zu bauen. Konvergenzen wurden gefunden sowie Differenzen besser identifiziert und in neue Kontexte gestellt.

Wie wir uns einerseits jedes Mal freuen, wenn wir Schritte in Richtung einer größeren Gemeinschaft des Lebens und Glaubens machen können, so sind wir andererseits auch betrübt, wenn wir neue Differenzen erkennen, die im Lauf der Jahre zwischen uns hervorgetreten sind. Die theologischen und ekklesiologischen Fragen, die unsere Trennung begleitet haben, sind jetzt schwieriger zu überwinden aufgrund unserer wachsenden Distanz in Bezug auf die Themen des Amtes und des ethischen Urteils.

Die Herausforderung für Katholiken und Altkatholiken besteht darin, in einem substanziellen theologischen Dialog beharrlich zu bleiben und den Weg weiterhin gemeinsam zu gehen, zusammen zu beten und zu arbeiten in einem tieferen Geist der Umkehr zu all dem, was Christus für seine Kirche will. Bei unserer Trennung gab es von beiden Seiten schwere Sünden und menschliche Fehler. Im Geist der gegenseitigen Vergebung und demütiger Umkehr ist es für uns nun notwendig, unseren Wunsch nach Versöhnung und Frieden zu verstärken. Der Weg zur Einheit beginnt mit einer Umwandlung des Herzens, einer inneren Bekehrung (vgl. Unitatis redintegratio, 4). Es ist ein geistlicher Weg von der Begegnung zur Freundschaft, von der Freundschaft zur brüderlichen Gemeinsamkeit, von der brüderlichen Gemeinsamkeit zur Gemeinschaft. Auf diesem Weg ist Veränderung unvermeidlich. Wir müssen immer bereit sein, die Eingebungen des Heiligen Geistes, der uns in die ganze Wahrheit führt (vgl. Joh 16,13), zu hören und ihnen zu folgen. In der Zwischenzeit gibt es im Herzen eines Europas, das sehr verwirrt ist in Bezug auf seine Identität und Berufung, viele Bereiche, in denen Katholiken und Altkatholiken zusammenarbeiten können, indem sie versuchen auf die tiefe geistliche Krise zu antworten, die Einzelpersonen und die Gesellschaft trifft.

Es gibt einen Durst nach Gott. Es gibt die tiefe Sehnsucht, den Sinn des Lebens wiederzuentdecken. Und es besteht die dringende Notwendigkeit eines glaubwürdigen Zeugnisses für die Wahrheit und die Werte des Evangeliums. Dabei können wir uns gegenseitig ermutigen und unterstützen, vor allem auf der Ebene der Gemeinden und örtlichen Gemeinschaften. Denn die Seele der Ökumene besteht in der »Bekehrung des Herzens« und in der »Heiligkeit des Lebens, in Verbindung mit dem privaten und öffentlichen Gebet für die Einheit der Christen« (Unitatis redintegratio, 8). Indem wir füreinander und miteinander beten, werden unsere Differenzen aufgenommen und überwunden in der Treue zum Herrn und zu seinem Evangelium.

Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass »dieses heilige Anliegen der Wiederversöhnung aller Christen in der Einheit der einen und einzigen Kirche Christi die menschlichen Kräfte und Fähigkeiten übersteigt« (Ebd., 24). Unsere Hoffnung liegt im Gebet Christi für die Kirche. Dringen wir also noch tiefer in dieses Gebet ein, damit unsere Bemühungen stets von der göttlichen Gnade gestützt und geleitet werden mögen.

 



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