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APOSTOLISCHE REISE NACH TORONTO, 
GUATEMALA-STADT UND MEXIKO-STADT

XVII. WELTJUGENDTAG

BEGRÜßUNGSFEST FÜR DIE JUGENDLICHEN 

ANSPRACHE DES HEILIGEN VATERS JOHANNES PAUL II. 

Toronto, Exhibition Place
Donnerstag, 25. Juli 2002

 

Liebe Jugendliche! 

1. Das Evangelium der Seligpreisungen, das wir soeben gehört haben, ist die »Magna Charta« des Christentums. Wir sehen gleichsam mit den Augen des Herzens, was sich damals ereignet hat: Auf dem Berg hatten sich Scharen von Menschen um Jesus versammelt: Männer und Frauen, Junge und Alte, Gesunde und Kranke, die aus Galiläa, aus Jerusalem, Judäa, der Dekapolis, von Tyrus und Sidon gekommen waren. Alle warteten auf ein Wort, eine Geste, die ihnen Trost und Hoffnung schenken sollte. 

Auch wir haben uns heute abend hier versammelt, um auf den Herrn zu hören. Liebevoll blicke ich auf euch: Ihr seid aus verschiedenen Regionen Kanadas, aus den Vereinigten Staaten, aus Mittel- und Südamerika, aus Europa, Afrika und Ozeanien gekommen. Ich habe eure frohen Stimmen, eure Rufe, eure Lieder gehört und die große Erwartung gespürt, die in euren Herzen pulsiert: Ihr wollt glücklich sein

Liebe junge Freunde, von allen Seiten werden euch viele verlockende Angebote gemacht: Viele versprechen Freude, die man mit Geld, Erfolg und Macht erlangen könne. Es wird euch vor allem die Freude versprochen, die it dem oberflächlichen und vergänglichen Vergnügen der Sinne verbunden ist. 

2. Liebe Freunde, euren lebhaften Wunsch nach Glück beantwortet der alte Papst mit einem Wort, das nicht von ihm stammt. Es ist schon vor zweitausend Jahren erklungen. Wir haben es heute abend wieder gehört: »Selig …« Das Schlüsselwort der Lehre Jesu ist eine Ankündigung der Freude: »Selig …« 

Der Mensch ist für die Glückseligkeit geschaffen. Euer Durst nach Freude, nach Glück ist also berechtigt. Christus hat die Antwort auf eure Erwartungen. Aber er bittet euch, ihm zu vertrauen. Die wahre Freude ist eine Errungenschaft, die erst nach einem langen und schwierigen Kampf erzielt wird. Christus hat den Schlüssel zu diesem Erfolg. 

Ihr kennt die Vorgeschichte. Sie wird im Buch Genesis erzählt: Gott schuf Mann und Frau in Eden, einem Paradies, denn er wollte, daß sie glücklich seien. Aber die Sünde durchkreuzte seinen ursprünglichen Plan. Gott gab sich mit dieser Niederlage nicht zufrieden. Er sandte seinen Sohn auf die Erde, um dem Menschen einen noch schöneren Ausblick auf den Himmel zu schenken. Gott ist Mensch geworden – so lehren die Kirchenväter –, damit der Mensch Gott werden kann. Das ist die entscheidende Wende, die die Menschheitsgeschichte durch die Inkarnation genommen hat. 

3. Worin besteht der Kampf? Die Antwort gibt uns Christus selbst: »Er war Gott gleich«, schrieb der Apostel Paulus, »hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern … wurde wie ein Sklave … erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod« (Phil 2, 6 – 8). Es war ein Kampf auf Leben und Tod. Christus hat ihn nicht für sich selbst, sondern für uns gekämpft! Aus diesem Tod ist das Leben erblüht. Das Grab von Golgota wurde zur Wiege der neuen Menschheit, die voranschreitet zur wahren Freude und Glückseligkeit. 

Die »Bergpredigt« zeichnet den Weg vor. Die acht Seligpreisungen sind die Wegweiser, die die Richtung angeben. Es ist ein steiler Weg, aber Christus hat ihn als erster beschritten. Und er ist bereit, ihn mit uns zu gehen. Er hat einmal gesagt: »Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen« (Joh 8, 12). Und bei anderer Gelegenheit sagte er: »Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird« (Joh 15, 11). 

Man kann die Freude, die wahre Freude auf dem Weg mit Christus finden! Aus diesem Grund hat er auch zu euch heute gesagt: »Selig …« [Nachdem einige Jugendliche das Kreuz der Weltjugendtage in Prozession auf den »Exhibition Place« getragen hatten, fuhr der Papst, der seine Ansprache in französischer Sprache begonnen hatte, auf englisch fort.] 

4. Wir sind um das Kreuz des Herrn versammelt und schauen auf ihn. Jesus begnügte sich nicht damit, die Seligpreisungen zu verkünden. Er hat sie auch gelebt. Wenn man sein Leben betrachtet und das Evangelium liest, wundert man sich: Der Ärmste der Armen, der sanfteste Mensch unter den Einfachen, die Person mit dem reinsten und erbarmungsvollsten Herzen ist er, Jesus. Die Seligpreisungen sind nichts anderes als die Lebensgeschichte eines Gesichtes, seines Gesichtes!

Die Seligpreisungen beschreiben zugleich, wie Christen sein sollten: Sie zeichnen ein Bild des Jüngers Jesu, das Porträt des Menschen, der das Reich Gottes angenommen hat und sein Leben it den Anforderungen des Evangeliums in Einklang bringen will. Diesen Menschen bezeichnet Jesus als »selig«. 

Die Freude, die die Seligpreisungen verheißen, ist die Freude Jesu:eine Freude, die im Gehorsam gegenüber dem Vater und in der Selbsthingabe an die Schwestern und Brüder zu suchen und zu finden ist. 

5. Junge Freunde aus Kanada, Amerika und aus aller Welt! Wenn ihr Jesus betrachtet, könnt ihr lernen, was es heißt, arm vor Gott, einfach und barmherzig zu sein; was es heißt, die Gerechtigkeit zu suchen, ein reines Herz zu haben und Bauleute des Friedens zu sein. 

Wenn ihr den Herrn anblickt, könnt ihr in einer Welt, die oft der Gewalt und dem Schrecken ausgesetzt ist, den Weg der Vergebung und Versöhnung entdecken. Wir haben im vergangenen Jahr das tragische Gesicht der menschlichen Bosheit mit dramatischer Klarheit erlebt. Wir haben gesehen, was geschieht, wenn Haß, Sünde und Tod vorherrschen. 

Aber heute erklingt die Stimme Jesu inmitten unserer Versammlung. Seine Stimme ist die Stimme des Lebens, der Hoffnung, der Vergebung. Sie ist die Stimme der Gerechtigkeit und des Friedens. Hören wir die Stimme Jesu! 

6. Liebe Freunde, die Kirche schaut heute voll Zuversicht auf euch und erwartet, daß ihr das Volk der Seligpreisungen werdet. 

Selig seid ihr, wenn ihr wie Jesus arm vor Gott, gut und barmherzig seid; wenn ihr das, was gerecht und richtig ist, zu suchen versteht; wenn ihr ein reines Herz habt, wenn ihr Bauleute des Friedens, Freunde und Diener der Armen seid. Selig seid ihr

Jesus allein ist der wahre Lehrer, Jesus allein stellt eine Botschaft vor, die sich nicht verändert, sondern den tiefsten Erwartungen des Menschenherzens entspricht, weil nur er weiß, »was im Menschen ist« (Joh 2, 25). Er weiß, was im Menschen ist, in seinem Herzen. Heute ruft er euch auf, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein, euch für das Gute zu entscheiden, in Gerechtigkeit zu leben, Werkzeuge der Liebe und des Friedens zu werden: Sein Ruf fordert seit jeher eine Entscheidung zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Finsternis, zwischen Leben und Tod. Dieselbe Einladung ergeht heute auch an euch, die ihr hier am Ufer des Ontario-Sees versammelt seid. 

7. Welchem Ruf werden die Wächter des Morgens folgen? An Jesus glauben bedeutet, das anzunehmen, was er sagt, auch wenn es all dem entgegengesetzt ist, was die anderen sagen. Es bedeutet, den Versuchungen der Sünde zu widerstehen, so reizvoll sie auch sein mögen, und den anspruchsvollen Weg der evangelischen Tugenden zu beschreiten.

Junge Menschen, die ihr mir zuhört, antwortet dem Herrn mit kraftvollem, großmütigem Herzen! Er zählt auf euch. Vergeßt nicht: Christus braucht euch, um seinen Heilsplan zu verwirklichen! Christus braucht eure Jugend und euren großzügigen Enthusiasmus, um seine Botschaft der Freude im neuen Jahrtausend erklingen zu lassen. Antwortet auf seinen Ruf und stellt euer Leben in seinen Dienst an den Brüdern und Schwestern! Vertraut auf Christus, denn er vertraut auf euch. 

8. Herr Jesus Christus, verkünde wieder 
deine Seligpreisungen in Anwesenheit dieser jungen Menschen, 
die in Toronto zum Weltjugendtag versammelt sind. 

Blicke auf sie mit Liebe und höre ihre jungen Herzen, 
die bereit sind, ihre Zukunft für dich zu wagen
Du hast sie gerufen, »Salz der Erde und Licht der Welt« zu sein. 

Lehre sie weiterhin die Wahrheit und Schönheit der Vision, 
die du auf dem Berg verkündet hast.

Mache sie zu Männern und Frauen der Seligpreisungen

Laß das Licht deiner Weisheit in ihnen aufstrahlen, 
damit sie durch ihre Worte und Werke 
in der Welt das Licht und Salz des Evangeliums verbreiten. 

Mach’ ihr ganzes Leben zu deinem hellen Widerschein, 
der du das wahre Licht bist, das in diese Welt gekommen ist, 
damit jeder, der an dich glaubt, nicht zugrunde geht, 
sondern das ewige Leben hat (vgl. Joh 3, 16). 

Zum Abschluß der Begegnung sagte der Papst auf französisch: 

Liebe Freunde, danken wir dem Herrn für die Gabe der Jugend. Die Jugend kommt und geht, und doch bleibt sie in gewisser Weise für das ganze Leben. Danke für eure Tanzdarbietungen. Ich wünsche euch weiterhin alles Gute! 

            



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