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BOTSCHAFT VON VON BENEDIKT XVI.  
AN DIE TEILNEHMER DER 55. VOLLVERSAMMLUNG DER ITALIENISCHEN BISCHOFSKONFERENZ IN ASSISI

 

Verehrte und liebe Mitbrüder!

Mit dieser Botschaft möchte ich Euch gegenüber meine tiefe Verbundenheit und geistige Teilnahme an den Arbeiten Eurer Vollversammlung zum Ausdruck bringen. Mein Gruß gilt Eurem Vorsitzenden, Kardinal Camillo Ruini, den drei stellvertretenden Vorsitzenden, dem Generalsekretär und Euch allen, denn ich weiß, mit wieviel Hingabe Ihr das Geschehen in den Euch anvertrauten Gemeinschaften begleitet, um sie auf ihrem Weg zur Heiligkeit anzuleiten und zu unterstützen. Ich erinnere mich noch lebhaft an die Begegnung mit Euch allen am vergangenen 30. Mai aus Anlaß der letzten Vollversammlung. Ich sagte Euch damals, wenige Wochen nach meiner Wahl zum Nachfolger Petri, daß ich mich »zutiefst von eurer Nähe und Anteilnahme gestärkt« fühle (O.R. dt., Nr. 23, 10.6.2005, S.11). Heute, einige Monate danach, werde ich – auch dank der Begegnungen mit vielen von Euch beim Nationalen Eucharistischen Kongreß in Bari, beim XX. Weltjugendtag in Köln und in verschiedenen Audienzen – immer mehr von dieser Gewißheit getragen: »Gemeinsam können wir die Sendung, die Jesus Christus uns anvertraut hat, erfüllen; gemeinsam können wir Christus bezeugen und Ihn heute nicht weniger als gestern in den Häusern und Herzen der Italiener vergegenwärtigen« (ebd.) Im Verlauf der Arbeiten eurer Versammlung werdet Ihr verschiedene Themen in Angriff nehmen, vor allem die der Ausbildung der zukünftigen Priester und der Rolle der Kirche im Gesundheitswesen. Dies sind zwei sehr wichtige Themen, und Ihr widmet Euch ihnen ganz zu Recht, um dem Gottesvolk und der ganzen italienischen Nation wirkliche Orientierungs- und Entscheidungshilfen geben zu können.

Die Kirche braucht in der heutigen Zeit Priester, die sich bewußt sind, welch großes Gnadengeschenk sie durch ihre Priesterweihe und die ihnen anvertraute Sendung in einer Zeit schneller und tiefgreifender Veränderungen erhalten. Damit unsere Gemeinschaften – um die Eucharistie und das Wort Gottes versammelt – harmonisch in der Wahrheit und Liebe wachsen können, brauchen wir Priester, die im Namen Christi handeln und in inniger Vereinigung leben mit Ihm, der sie gerufen und gesandt hat. Die Kirche braucht Priester, die ihr Handeln stets am Vorbild des Guten Hirten auszurichten wissen und sich fügsam und in voller Gemeinschaft mit ihren Bischöfen vom Heiligen Geist leiten lassen. Während ich wie Ihr die Pflicht verspüre, allen Priestern zu danken, die in Italien mit großer Opferbereitschaft, oft im Verborgenen und ohne Rast arbeiten und so dazu beitragen, unsere Pfarrgemeinden und Gemeinschaften mit Leben und zahlreichen Gnaden zu füllen, teile ich Eure Sorge über den zahlenmäßigen Rückgang des Klerus und den stetigen Anstieg des Durchschnittsalters der Priester. Es ist daher dringend notwendig, die Berufungspastoral zu fördern und im Bildungsangebot die Grenzen immer besser abzustecken, um eine Bildung auf menschlicher, intellektueller und geistlicher Ebene zu gewährleisten, die den neuen Herausforderungen, denen der priesterliche Dienst sich stellen muß, gewachsen ist. Wie ich den Seminaristen bei unserer Begegnung am 19. August in Köln gesagt habe, muß das Seminar ein Umfeld sein, in dem die »Suche nach persönlicher Beziehung zu Christus « heranreift und daher »ein bedeutsamer Abschnitt im Weg, im Leben eines Jüngers Jesu«, der eine Ausbildung ermöglicht, die »verschiedene Dimensionen hat, die in der Einheit der Person zusammenlaufen« (O.R. dt., Nr. 35, 2.9.2005). Ebenso wichtig ist, daß diese Ausbildung in einem gemeinschaftlichen Kontext stattfindet, damit sie die Lebensgemeinschaft Jesu mit seinen Jüngern widerspiegelt und die verschiedenen Elemente des Ausbildungsprojektes vereint werden in den Erfordernissen, die die pastorale Liebe stellt. Da die Aufgabe der Priester von zentraler und unersetzlicher Bedeutung ist, muß man bei ihrer Ausbildung alle Sorgfalt walten lassen, angefangen bei der Qualität der Ausbilder. Alle Gläubigen können durch ihr Gebet zum Herrn der Ernte dazu beitragen, die Berufungen zu einer neuen Blüte zu bringen. Ihr Gebet kommt zugleich der Ausbildung der Priester zugute, weil das, was einen Priester formt, in erster Linie sein Gebet ist und das Gebet, das die ganze Gemeinschaft für ihn und seinen Dienst zum Herrn erhebt.

Das andere Thema, dem Ihr einen Teil der Arbeiten Eurer Versammlung widmen werdet, ist die Pastoral im Gesundheitswesen. Sicher stellt die Krankheit das Sozialgefüge vor schwerwiegende und komplexe Probleme, und sie ist einer der wichtigsten Bereiche, in denen die Dienstleistungen für die Bürger gewährleistet sein müssen. Vor allem aber ist sie eine Grunddimension menschlicher Erfahrung, die an den Sendungsauftrag der Kirche und an das Gewissen der Gläubigen appelliert. Es ist nämlich kein Zufall, daß der Herr, als er das Heil verkündigte, gleichzeitig viele leidende Menschen heilen wollte und daß die christliche Gemeinschaft zu allen Zeiten die Krankenpflege zum Kennzeichen der Liebe Christi gemacht hat. Das Zeugnis meines geliebten Vorgängers Johannes Paul II. hat sich uns ins Herz eingeprägt: Den Lehrstuhl des Leidens machte er zu einem der herausragenden Punkte seines Lehramtes. Erleuchtet und ermutigt durch ein so großes Zeugnis, ist die Kirche aufgerufen, ihre Solidarität und Fürsorge gegenüber denjenigen zu bekunden, die von Krankheit geprüft sind. In erster Linie muß sie dazu beitragen, daß Krankheit und Tod nicht als unmenschlich betrachtet werden, sondern als der Weg, der uns in der Nachfolge des Leidens, des Todes und der Auferstehung Jesu zum wahren und ewigen Leben führt. Die katholischen Institutionen, die im Gesundheits- und Pflegewesen großen Einsatz zeigen, verdienen es daher, unterstützt und gefördert zu werden, damit sie auf immer beispielhaftere Weise den Fortschritt und die Kompetenz in der Wissenschaft mit der Beachtung des Menschen und seiner Würde, die den Vorrang hat, verbinden können. Von besonderer Bedeutung ist die Arbeit der Seelsorger, die in den Krankenhäusern den kranken Menschen begegnen, sie geistlich aufbauen und sie so die liebende und tröstende Gegenwart unseres einzigen Retters, Jesus Christus, spüren lassen. Angesichts der oft zu Tage tretenden Anmaßung, das Leiden beseitigen und dabei sogar auf die Euthanasie zurückzugreifen zu wollen, muß die unantastbare Würde des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende noch einmal unterstrichen werden.

Liebe italienische Mitbrüder im Bischofsamt, im Verlauf der Arbeiten Eurer Versammlung werdet Ihr besonders des 40. Jahrestages des Abschlusses des II. Vatikanischen Konzils gedenken. Ich schließe mich Euch hierbei von ganzem Herzen an, in Erwartung der Feier, die ich selbst am kommenden 8. Dezember halten werde, zum Gedenken an das außerordentliche Geschenk, das Kirche und Menschheit durch das Konzil erhalten haben. Ich möchte noch hinzufügen, daß ich Eure präzise Urteilsfähigkeit und Euren Willen zur Einheit sehr schätze, mit denen Ihr Euren Gemeinschaften und der gesamten italienischen Nation dabei helft, zum wahren Wohl des einzelnen und der Gesellschaft zu handeln. Ich ermutige Euch, diesen Weg ruhig und mutig fortzusetzen, um allen Menschen das Licht des Evangeliums und das Wort Jesu, der für uns und für die Welt der Weg, die Wahrheit und das Leben ist (vgl. Joh 14,6), anzubieten.

Ich vertraue Euch alle dem liebenden Schutz der Gottesmutter Maria von den Engeln an und bitte die hll. Franz und Klara von Assisi, die den Italienern so lieb sind, daß sie Eure Reflexionen leiten und Euch helfen mögen, den Glauben und die Heiligkeit des Lebens unter dem christlichen Volk zu fördern. Jeden von Euch, Eure Kirchen und die ganze Nation soll mit dem Ausdruck meiner tiefen Zuneigung mein Apostolischer Segen erreichen.

Aus dem Vatikan, 10. November 2005

BENEDIKT PP. XVI.

 

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