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ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN DIE TEILNEHMER DER 51. VOLLVERSAMMLUNG DER ITALIENISCHEN BISCHOFSKONFERENZ

Dienstag, 20. Mai 2003

 

Liebe Mitbrüder im Bischofsamt!

1. »Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus« (Eph 1,2). Ich freue mich, euch mit diesen Worten des Apostels Paulus begrüßen zu können. Mein Gruß gilt eurem Präsidenten, Kardinal Camillo Ruini, dem ich für die Worte danke, die er in euer aller Namen an mich gerichtet hat. Ich grüße alle weiteren italienischen Kardinäle, die Vizepräsidenten eurer Konferenz und den Generalsekretär. Mit brüderlicher Zuneigung grüße ich einen jeden von euch, und ich bekunde euch meine Nähe im Gebet sowie die Hochschätzung und Solidarität, mit der ich eure Arbeit als Oberhirten der geliebten italienischen Nation begleite.

2. Als Thema dieser eurer 51. Vollversammlung habt ihr die christliche Initiation in den Mittelpunkt gestellt: eine besonders gute Wahl, denn die Formung des Christen und die Vermittlung des Glaubens an die neuen Generationen sind von entscheidender Bedeutung. Diese wird noch verstärkt durch den aktuellen sozialen und kulturellen Kontext, in dem so viele Faktoren das Engagement, echte Jünger Christi zu werden, erschweren und einen gleichsam »gegen den Strom schwimmen« lassen. Dahingegen vergrößern die Geschwindigkeit und die Ausmaße der Veränderungen den Abstand und mitunter beinahe die »Verständnislosigkeit« zwischen den Generationen.

Deshalb ist es richtig, wie ihr in den »Pastoralen Richtlinien« für das gegenwärtige Jahrzehnt bekräftigt habt, als Kriterium für die Erneuerung »die Entscheidung, die Pastoral nach dem Modell der christlichen Initiation zu gestalten« (Comunicare il Vangelo in un mondo che cambia, 59) heranzuziehen.

3. In einer Situation, die großen Eifer bei der Neuevangelisierung erfordert, müssen die Wege der christlichen Initiation der Verkündigung des Glaubens weiten Raum lassen und dessen grundlegende Motivationen aufzeigen, in einer dem Alter und der Vorbildung der Personen entsprechenden Weise.

Zudem ist es sehr wichtig, möglichst bald mit der christlichen Erziehung der Kinder zu beginnen, so daß diese schon von den ersten Jahren an auf das Leben einwirken kann: Den Familien muß ihr edler Auftrag bewußt gemacht und es muß ihnen geholfen werden, ihn zu erfüllen, wobei ihre eventuellen Schwächen zu berücksichtigen sind. Denn kein getauftes Kind darf ohne Nahrung bleiben, die den bei der Taufe in ihn gelegten Samen wachsen läßt.

Ihrerseits sind die Priester, Katecheten und Erzieher dazu aufgerufen, das persönliche Gespräch mit den Kindern, Heranwachsenden und Jugendlichen zu pflegen, indem sie die Größe der Berufung durch Gott und die anspruchsvolle Pflicht zur Antwort nicht verbergen, und indem sie gleichzeitig die barmherzige Nähe des Herrn Jesus und die mütterliche Sorge der Kirche spürbar werden lassen.

4. Ich kenne und teile die große Sorge, mit der ihr den Weg der italienischen Gesellschaft verfolgt und euch darum bemüht, den inneren Zusammenhalt der Nation zu festigen. Zu Recht hebt ihr die Bedeutung der Familie für das moralische und soziale Wohl der Nation hervor. Die Hinweise auf eine neue Aufmerksamkeit für die Familie, die sowohl aus der Welt der Kultur als auch von den Verantwortlichen für das öffentliche Leben kommen, sind ein gutes Zeichen.

Die Aufmerksamkeit eurer Versammlung gilt darüber hinaus der Reform des italienischen Schulsystems und den neuen Perspektiven, die sich für den katholischen Religionsunterricht eröffnen. An der erzieherischen und ausbildenden Funktion der Schule können mit vollem Recht sowohl die Religionslehrer als auch die katholische Schule teilnehmen, die noch darauf wartet, daß ihre Rolle und ihr erzieherischer Beitrag in angemessener Weise anerkannt wird, im Rahmen einer effektiven Gleichstellung.

Zusammen mit euch, liebe Mitbrüder im Bischofsamt, möchte ich meine besondere Nähe gegenüber den Menschen und Familien bekunden, die ohne Arbeit sind und unter schwierigen Bedingungen leben müssen. Trotz der unternommenen Verbesserungen gibt es noch immer – besonders in einigen Regionen des Südens – Gegenden, in denen die jungen Menschen, Frauen und mitunter auch Familienväter anhaltend von Arbeitslosigkeit betroffen sind, was großen Schaden für sie und für das Land verursacht. Italien braucht ein wachsendes Vertrauen und verstärkte Initiativen, um allen bessere und ermutigendere Perspektiven zu bieten.

5. Vor kurzem haben wir den 40. Jahrestag der Enzyklika Pacem in terris begangen. Dieses große Erbe des seligen Johannes XXIII. zeigt uns und allen Völkern der Welt den Weg, um eine Ordnung der Wahrheit und Gerechtigkeit, der Liebe und der Freiheit und somit des wahren Friedens zu errichten.

Zu den vielen Regionen der Welt, die des fundamentalen Gutes des Friedens beraubt sind, müssen wir leider seit allzulanger Zeit das Heilige Land zählen. Ich möchte euch, den italienischen Bischöfen, meine hohe Wertschätzung für die Initiative ausdrücken, unmittelbar nach Ostern eine Delegation dorthin zu entsenden, um insbesondere den christlichen Gemeinden, die dort leben und sich in größten Schwierigkeiten befinden, ein konkretes Zeugnis der Solidarität zu übermitteln.

6.In der Messe »in Coena Domini« am Gründonnerstag habe ich die Enzyklika Ecclesia de Eucharistia unterzeichnet. Ich vertraue vor allem euch Bischöfen und euren Priestern die Intention an, mit der ich sie geschrieben habe, daß nämlich wir als erste immer tiefer durch die Eucharistie in das Ostermysterium eintreten, in dem sich unser Heil und das Heil der Welt verwirklicht.

Liebe italienische Bischöfe, ich versichere euch meines täglichen Gebetes für euch und für die Gemeinden, die eurer Hirtensorge anvertraut sind. Die Jungfrau Maria, an die sich die Gläubigen in diesem »Jahr des Rosenkranzes« mit besonderem Vertrauen wenden, möge Fürbitte einlegen, damit im ganzen Volk Gottes der Glaube gestärkt wird und die Gemeinschaft sowie der Mut zur Mission wächst.

Allen und jedem einzelnen meinen Segen!



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