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BESUCH DER "VILLA NAZARETH"

ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS

Samstag, 18. Juni 2016

[Multimedia]


 

Kommentar zum Evangelium vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25-37)

In diesem Evangeliumsabschnitt tauchen viele Personen auf: derjenige, der die Frage stellt »Wer ist mein Nächster?«; Jesus; dann im Gleichnis: die Räuber; der Arme, der halbtot auf der Straße lag; der Priester; der Schriftgelehrte, vielleicht eine Art Anwalt [der »Levit«]; dann der Wirt und Herbergsbetreiber.

Im Gleichnis wussten vielleicht der Priester oder der Schriftgelehrte ebenso wenig wie der Samariter oder der Wirt die Frage zu beantworten: »Wer ist mein Nächster?« Vielleicht wussten sie auch nicht, wie »der Nächste« war, wer »der Nächste« war. Der Priester hatte es eilig, so wie alle Pfarrer, denn er hatte auf die Uhr geschaut: »Ich muss die Messe lesen.« Oder häufig auch: »Ich habe die Kirche offen gelassen, ich muss sie schließen, denn das ist der Zeitplan, und ich kann mich hier nicht aufhalten.« Der Schriftgelehrte, ein praktischer Mensch, hat gesagt: »Wenn ich mich hier einmische, dann muss ich morgen als Zeuge vor Gericht erscheinen und sagen, was ich getan habe. Dann verliere ich zwei, drei Arbeitstage… Nein, nein, besser…« Hoch lebe Pontius Pilatus, und er ist weggegangen. Der andere Sünder dagegen [der Mann aus Samarien], ein Fremder, der nicht zum Volk Gottes gehörte, war betroffen: »Er hatte Mitleid« und blieb stehen. Alle drei – der Priester, der Anwalt und der Samariter – wussten sehr wohl, was zu tun war. Und jeder von ihnen hat seine Entscheidung getroffen. Aber ich möchte über den Wirt nachdenken: er ist namenlos. Er hat auf dies alles geschaut, er hat es gesehen und hat nichts verstanden. »Der muss verrückt sein! Ein Samariter, der einem Juden hilft! Der ist verrückt! Und dann heilt er eigenhändig seine Wunden, bringt ihn hier in die Herberge und sagt zu mir: ›Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen…‹

So etwas habe ich noch nie erlebt, der ist verrückt!« Und dieser Mann hat das Wort Gottes empfangen: durch das Zeugnis. Wessen Zeugnis? Das des Priesters, nein, denn ihn hat er gar nicht gesehen. Das Zeugnis des Anwaltes? Den hat er auch nicht gesehen. Durch das Zeugnis des Sünders, eines Sünders, der Mitleid hat. »Ah, hast du das gehört? Ein Sünder, ja, er gehörte nicht zum Volk Gottes, aber er hatte Mitleid.« Und er verstand gar nichts, ihm blieb der Zweifel, vielleicht verbunden mit Neugier – »Was ist hier geschehen? Seltsam…« – und mit innerer Unruhe. Und das ist es, was das Zeugnis bewirkt. Das Zeugnis dieses Sünders hat im Herzen dieses Wirtes Unruhe gesät. Und was ist mit ihm geschehen? Das Evangelium sagt es nicht, nicht einmal den Namen. Aber sicher, dieser Mann – sicher: weil der Heilige Geist, wenn er sät, wachsen lässt –, sicher ist seine Neugier, seine Unruhe gestiegen. Er hat sie in seinem Herzen wachsen lassen und hat die Botschaft des Zeugnisses empfangen. Dann, einige Tage später, ist der Samariter noch einmal dort vorbeigekommen. Sicherlich hat er etwas bezahlt. Oder [der Wirt hat ihm gesagt]: »Nein, lass gut sein, lass gut sein. Das geht auf meine Rechnung.« Vielleicht war das seine erste Reaktion auf das Zeugnis. Und warum widme ich mich heute dieser Gestalt, dieser Person? Weil man unser Zeugnis nicht berechnen kann – ich weiß nicht, wie man das sagt. Zeugnis bedeutet, so zu leben, dass die anderen »eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen« (Mt 5,16), das heißt, dass sie dem Vater begegnen, zu ihm gehen… Das sind Worte Jesu.

Ich hatte von der Villa Nazareth gehört: »Es gibt dieses Werk…«, aber ich kannte es nicht. Dann hat mir Erzbischof Celli etwas gesagt… Es ist ein Werk, eine Aktivität, wo das Zeugnis gefördert wird. Hierhin kommt man nicht, um »aufzusteigen « und auch nicht um Geld zu verdienen, nein, sondern um den Spuren Jesu zu folgen und Zeugnis von Jesus zu geben, Zeugnis zu säen. In der Stille, ohne Erklärungen, mit Gesten… Die Sprache der Gesten neu beleben. Und gewiss ist dieser Wirt im Himmel, ganz sicher! Denn jener Same ist sicher gewachsen, ist aufgekeimt. Er hat etwas gesehen, das er sich niemals hätte vorstellen können. Und das ist das Zeugnis. Das Zeugnis kommt und geht dann. Du lässt es dort und gehst. Allein der Herr behütet es, lässt es wachsen, wie er den Samen wachsen lässt: Während der Bauer schläft, wächst die Pflanze.

Ich wünsche, dass dieses Werk weiterhin ein Werk des Zeugnisses sein möge, ein Haus des Zeugnisses, des Zeugnisses für alle, für alle – des Zeugnisses für die Menschen, die in direkten Kontakt damit kommen oder die davon hören… ein Zeugnis. Das wünsche ich mir. Und der Herr möge uns von den Räubern befreien – davon gibt es so viele! Er möge uns befreien von den Priestern, die es eilig haben oder eilig unterwegs sind, immer, sie haben keine Zeit zuzuhören, zu sehen, sie müssen ihre Dinge erledigen… Er befreie uns von den Gelehrten, die den Glauben an Jesus Christus mit mathematischer Strenge darlegen wollen. Und er lehre uns stehenzubleiben. Er lehre uns jene Weisheit des Evangeliums: »sich die Hände schmutzig machen«. Der Herr möge uns diese Gnade schenken. Danke.


Fragen und Antworten

Mut zu Entscheidungen - Valentina Piras

Heiliger Vater,

noch dringender als gute Lehrer brauchen wir jungen Menschen glaubwürdige Zeugen. Oft wird uns bewusst, dass wir in einer komplexen Wirklichkeit leben, in der es keine festen Bezugspunkte gibt und in der uns inhaltslose Meinungen vorgeschlagen werden. Manchmal sind wir im Leben »geparkte« Kinder und Jugendliche, Opfer eines trügerischen Erfolgs und des Kultes um das eigene Ich, die nicht fähig sind, sich den anderen hinzugeben. Heiliger Vater, wir würden uns freuen, wenn Sie uns durch Ihre Worte helfen könnten, Licht in die Finsternis zu bringen, die sich über unsere Herzen legt. Wie können wir den Ideenreichtum und den Mut zu weitreichenden Entscheidungen wecken, jene Herzensimpulse also, mit denen sich die erzieherischen und emotionalen Herausforderungen meistern lassen?

Papst Franziskus:

Danke! Ein Schlüsselwort lautet: »Wir jungen Menschen brauchen glaubwürdige Zeugen.« Und eben darin liegt die Logik des Evangeliums: im Zeugnisgeben. Durch das eigene Leben, unsere Lebensweise, die getroffenen Entscheidungen. Aber Zeugnis wofür? Für verschiedene Dinge. Wir Christen sind aufgerufen, Zeugnis zu geben für Jesus Christus, der lebt, der uns begleitet: er hat uns im Leid begleitet, er ist für uns gestorben, aber er lebt. So ausgedrückt klingt das alles recht klerikal. Aber ich verstehe sehr gut, welches Zeugnis die Jugendlichen suchen: das Zeugnis einer gutgemeinten »Ohrfeige«. Ein solcher »Klaps hinter die Ohren« ist ein schönes alltägliches Zeugnis! Er rüttelt dich auf und sagt dir: »Pass auf, lass dich nicht täuschen von Ideen und Versprechungen… « Auch nicht von Illusionen in unserem unmittelbaren Umfeld. Von der Illusion des Erfolgs: »Nein, ich gehe diesen Weg und werde Erfolg haben.« Vom Kult um das eigene Ich. Heutzutage wissen wir alle, dass Spiegel in Mode sind! Sich selbst betrachten. Das eigene Ich, jener Narzissmus, den uns die heutige Kultur anbietet. Und auch wenn wir keine Lebenszeugnisse als Vorbild haben, können wir im Leben vorankommen, gut verdienen, einen Beruf haben, einen schönen Arbeitsplatz, eine Familie, aber du hast ein sehr markantes Wort verwendet: »Wir sind Männer und Frauen, die im Leben ›geparkt‹ sind«, also Menschen, die nicht vorangehen, weiterkommen.

Wie die Konformisten: alles ist Gewohnheit, eine Gewohnheit, die uns einschläfert; wir haben ja alles Notwendige, Gott sei Dank fehlt es uns an nichts… »Wie können wir den Ideenreichtum und den Mut zu weitreichenden Entscheidungen wecken, jene Herzensimpulse, mit denen sich die erzieherischen und emotionalen Herausforderungen meistern lassen?« Ich wiederhole ein Wort, das ich schon oft gesagt habe: Gehe Risiken ein! Riskiere es. Wer nichts riskiert, kommt nicht voran. »Aber wenn ich dabei Fehler mache?« Gepriesen sei der Herr! Es wäre ein noch größerer Fehler, wenn du stillstündest: das ist der eigentliche Fehler, ein hässlicher Fehler, nämlich sich selbst zu verschließen. Gehe stattdessen Risiken ein. Wage dich an hohe Ideale; wage es, auch wenn du dir die Hände dabei schmutzig machst; wage es, so wie es der Samariter aus dem Gleichnis gewagt hat. Wenn wir im Leben allzu ruhig und still sind, besteht immer die Gefahr der Lähmung. Bloß kein Risiko wagen: lieber ruhig und bewegungslos bleiben… »Wie können wir den Ideenreichtum und den Mut zu weitreichenden Entscheidungen wecken«, hast du gefragt, »jene Herzensimpulse, mit denen sich die erzieherischen und emotionalen Herausforderungen meistern lassen?« Nimm die Probleme konkret in Angriff, gehe aus dir heraus und gehe Risiken ein, wage es. Ansonsten wird dein Leben ins Stocken geraten: glücklich und zufrieden, mit Familie, aber irgendwo »geparkt«, um den von dir verwendeten Ausdruck zu wiederholen. Es ist traurig, »geparkte« Leben zu sehen; es ist traurig, Menschen zu sehen, die eher an Mumien aus dem Museum erinnern als an Lebewesen. Gehe Risiken ein! Wage es. Und wenn du dabei Fehler machst, dann vertraue auf den Herrn. Riskiere es! Gehe voran! Nun ja, das ist das, was ich dir dazu sagen wollte.

Die Mühen des Glaubens in unserer heutigen Welt – Gabriele Giuliano

Lieber Papst Franziskus,

in den Zeitungen finden wir oft dramatische Nachrichten über die Tragödien, mit denen die christlichen Gemeinden in der Welt konfrontiert sind: diese Ereignisse veranlassen uns zu einer vertieften Reflexion darüber, wie der eigene Glaube bezeugt und gelebt werden kann, mitunter sogar bis hinein in den Tod. Ein so authentisch gelebter Glaubensmut stellt uns alle wirklich auf die Probe. Wie können wir glaubwürdige Zeugen des Evangeliums sein, wie können wir der Welt die Botschaft Christi verkünden? Viele von uns versuchen dies trotz aller Mängel und trotz aller unserem Menschsein innewohnenden Begrenztheiten, aber dann verlieren sie allzu leicht den Mut. Wie ergeht es Ihnen? Hatten Sie jemals Krisen im Glaubensleben? Wo und wie ist es Ihnen dann gelungen, wieder aufzustehen, nicht müde zu werden und in Ihrem Auftrag – zunächst als Laie und später als geweihte Person – weiterzumachen?

Papst Franziskus:

Nun, da hast Du eine sehr persönliche Frage gestellt! Und ich habe nun die Wahl… Entweder sage ich die Wahrheit, oder ich erzähle eine »Telenovela«, die  sich recht schön anhört… Zunächst aber ein Wort zur Tragödie der in aller Welt verstreuten christlichen Gemeinschaften: das ist wahr. Aber es ist das Schicksal der Christen: das Zeugnis – und ich wiederhole an dieser Stelle das Wort Zeugnis – selbst in schwierigen Situationen. Ich mag es nicht, und das möchte ich auch ganz klar sagen, ich mag es nicht, wenn man von einem Völkermord an den Christen zum Beispiel im Nahen Osten spricht. Das ist eine Verkürzung, es ist eine Verkürzung. In Wahrheit handelt es sich um eine Verfolgung, die die Christen zur Treue führt, zu einem konsequent gelebten Glauben. Wir dürfen das, was ein Geheimnis des Glaubens ist, nicht soziologisch verkürzen: nämlich das Martyrium.

Jene 13 Menschen – ich glaube es waren ägyptische Männer christlich koptischen Glaubens, die nun Heilige sind, heiliggesprochen von der koptischen Kirche –, die am libyschen Strand enthauptet wurden. Alle starben mit den Worten: »Jesus, hilf mir.« Jesus. Ich bin mir sicher, dass die Mehrzahl von ihnen nicht lesen konnte. Sie waren keine Doktoren in Theologie, nein, bestimmt nicht. Sie waren, wie man sagen würde, eher ungebildet. Aber sie waren Doktoren der christlichen Kohärenz, das heißt sie waren Glaubenszeugen. Und der Glaube lässt uns für viele schwierige Dinge im Leben Zeugnis ablegen. Auch durch unser Leben bezeugen wir den Glauben. Aber machen wir uns nichts vor: Das blutige Martyrium ist nicht die einzige Art, Jesus Christus zu bezeugen. Es ist die höchste, heroische Form. Es ist auch wahr, dass es heutzutage mehr Märtyrer gibt als in den ersten Jahrhunderten der Kirche; das ist wahr. Es gibt aber auch das Martyrium des Alltags: das Martyrium der Rechtschaffenheit;  das Martyrium der Geduld bei der Erziehung der Kinder; das Martyrium der Treue zur Liebe, wenn es leichter wäre, einen anderen Weg einzuschlagen. Und noch verborgener ist das Martyrium der Ehrlichkeit in einer Welt, die man auch als »Paradies des Schmiergeldes« bezeichnen könnte. Das ist so einfach: »Sagen Sie dieses und jenes, und Sie werden dieses und jenes erhalten«, wo der Mut fehlt, jenen Leuten ihr schmutziges Geld ins Gesicht zu werfen. In einer

Welt, in der so viele Eltern ihren Kindern Brot zu essen geben, das von Schmiergeld beschmutzt ist, jenes Brot, das sie mit dem von ihnen verdienten Schmiergeld kaufen… Und hier findet sich das christliche Zeugnis, hier findet sich das Martyrium: »Nein, das will ich nicht!« – »Wenn du nicht willst, dann wirst du diesen Posten nicht bekommen, dann wirst du nicht aufsteigen.« Das Martyrium des Schweigens angesichts der Versuchung des Geschwätzes. Einem Christen, so sagt es Jesus, ist es nicht erlaubt zu tratschen. Jesus sagt, dass derjenige, der seinen Bruder »du Tor« nennt, der Hölle verfallen sein soll. Ihr wisst, dass das Geschwätz wie die Bombe eines Terroristen ist, eines Kamikaze – nicht eines Kamikaze, sondern eines Terroristen, denn der Kamikaze hat zumindest den Mut selbst zu sterben –, nein beim Tratschen werfe ich die »Bombe«, zerstöre etwas und bleibe selbst unbeschadet. Aber das christliche Zeugnis besteht im alltäglichen Martyrium, im stillen Martyrium, und wir müssen so reden. »Aber wenn wir gemarterte Männer und Frauen sind, müssten wir dann nicht ein trauriges Gesicht haben, ein langes Gesicht?« Nein. Es herrscht Freude über das Wort »Jesus«, wie bei den Männern am libyschen Strand.

Es braucht dazu Mut, und der Mut ist eine Gabe des Heiligen Geistes. Das Martyrium, das im Geiste des Martyriums gelebte christliche Leben, das christliche Zeugnis kann man nicht leben ohne den Mut des christlichen Lebens. Der heilige Paulus verwendet zwei Worte, um das aus dem Geiste des Martyriums gelebte christliche Leben, das alltägliche Leben zu beschreiben: Mut und Geduld. Zwei Worte. Der Mut, voranzugehen, sich seines Christseins nicht zu schämen und sich als Christ erkennen zu geben sowie die Geduld, die Last jedes einzelnen Tages – auch das Leid, auch die eigenen Sünden, auch die eigenen Unzulänglichkeiten – auf seinen Schultern zu tragen. »Aber können wir denn Christen sein angesichts unserer Sünden?« Ja. Wir alle sind Sünder, alle. Christen sind nicht Männer oder Frauen, die keimfrei sind wie ein Labor, sie sind nicht wie destilliertes Wasser! Christen sind Männer und Frauen, die dazu fähig sind, durch die Sünde ihre eigenen Ideale zu verraten, sie sind schwache Männer und Frauen. Wir müssen uns aber mit unserer Schwäche aussöhnen. Und auf diese Weise wird unsere Nase [unser Gesichtsausdruck] ein bisschen demütiger. Etwas demütiger. Die Wahrheit liegt nicht in Äußerlichkeiten. »Ich bin kein Sünder«, so wie jener Pharisäer, der zum Herrn betete: »Ich danke dir, dass ich nicht wie dieser und jener bin.« Alle anderen beschmutzte er, aber sich selbst hielt er für sauber.

Er plusterte sich auf. Gestattet mir, dies zu sagen: das ist ein bisschen… es ist nicht ganz korrekt, nein es ist nicht zulässig, was ich jetzt sage, aber dieses Bild kann uns helfen. Die christliche Kohärenz der Wahrheit besteht darin, sich als Sünder zu fühlen, der Vergebung braucht. Wer sich hingegen brüstet, ein perfekter Christ zu sein, benimmt sich wie ein Pfau: Wie schön er doch ist der Pfau! Man sieht es, er ist schön… Entschuldigt bitte, aber schaut ihn euch mal von hinten an: auch das ist ein Teil der Wahrheit über den Pfau! Und die Botschaft Christi an die Welt lautet: Wir sind Sünder, und Jesus hat uns geliebt, er hat uns geheilt, zumindest sind wir immer auf dem Weg der Heilung. Und er liebt uns. Und diese Begrenztheiten in unserem Innern wie auch die Grenzen, die wir außerhalb von uns sehen, so zum Beispiel die Scheinheiligkeit in der Kirche, die Scheinheiligkeit der Christen; diese Grenzen entmutigen uns, und so gerät der Glaube in eine Krise. Und dann diese »unverschämte« Frage: »Hatten Sie jemals Krisen im Glaubensleben?« Eine solche Frage stellt ihr dem Papst! Ihr seid ja mutig! »Wo und wie ist es Ihnen dann gelungen, wieder aufzustehen, nicht müde zu werden und in Ihrem Auftrag – zunächst als Laie und später als geweihte Person – weiterzumachen?« Ich habe oft Glaubenskrisen, und einige Male war ich auch so unverschämt, Jesus zu tadeln: »Warum erlaubst du das denn?«, oder zu zweifeln: »Ist das nun wahr oder ein Traum?« Und das passierte mir als Junge, als Seminarist, als Priester, als Ordensmann, als Bischof und als Papst. »Warum ist die Welt denn so, wo du doch dein Leben hingegeben hast? Ist das nicht nur eine Illusion, ein Alibi, um uns zu trösten?«

Einem Christen, der sich nicht manchmal diese Frage gestellt hat, dessen Glaube nie in eine Krise geraten ist, dem fehlt etwas: er ist ein Christ, der sich mit etwas Diesseitigkeit zufrieden gibt und so durchs Leben geht. Man hat mir gesagt – ich selbst spreche kein Chinesisch, denn, wie ihr hört, habe ich mit Fremdsprachen ziemlich große Probleme –, ich kann kein Chinesisch, aber man hat mir gesagt, dass sich das Wort Krise im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammensetzt: einem Zeichen mit der Bedeutung Risiko und einem Zeichen mit der Bedeutung Chance. Das ist wahr. Wenn jemand in eine Krise gerät – so wie Petrus, als Jesus zu ihm sagte, dass der Teufel ihn in eine Krise stürzen wolle, ihn »sieben« wolle wie den Weizen, und oft »schütteln« uns der Teufel, das Leben, die Nächsten, viele andere Personen wie Weizen, sie stürzen uns in Krisen –, dann gibt es da immer eine Gefahr, ein Risiko, ein Risiko nicht im guten Sinne des Wortes. Aber es bietet sich auch eine Chance. Der Christ – und das habe ich gelernt – darf keine Angst davor haben, in Krisen zu geraten: es ist ein Zeichen dafür, dass er vorangeht, dass er nicht am Ufer des Flusses oder des Meeres angebunden ist, sondern dass er hinausfährt und vorwärts kommt. Und dann kommt es zu Problemen, Krisen, Unzulänglichkeiten und zur Krise der eigenen Sünde, über die wir uns so schämen. Wie soll man da nicht müde werden? Es ist eine Gnade. Erbitte sie vom Herrn: »Herr, lass mich nicht müde werden. Gib mir die Gnade, geduldig zu sein, weiterzumachen und darauf zu warten, dass Frieden kommen möge.« Ich hoffe, dass ich damit die Frage beantwortet habe.

Die berufliche und emotionale Berufung – Giacomo Guarini

Heiliger Vater,

heutzutage läuft alles auf die Selbstbehauptung des Individuums hinaus, wohingegen die Person als Wesen, das fähig ist, sich hinzugeben und Liebe zu empfangen, verloren zu gehen scheint. Liebe wird nicht mehr verstanden als Bewegung zum Wohl des anderen hin, sondern als Mittel zur individuellen Befriedigung. Dabei dürfen wir vor allem nicht die Schwierigkeiten verschweigen, die uns Jugendliche mit Hochschulabschluss betreffen. Nicht selten sind wir entmutigt angesichts konkreter Perspektiven für unsere Zukunft und außerstande, unsere berufliche und emotionale Berufung zu erfüllen, die wir dank der Villa Nazareth entdeckt haben. Wie können wir also unsere Arbeit zu einem Ort der Berufung werden lassen, in einer Welt, die von schrankenlosem Individualismus beherrscht wird? Wie können wir unsere Beziehungen als Spiegel der Liebe Gottes leben, auch in Bezug auf die Zeit der Verlobung, in einem Kontext, in dem jegliche Sehnsucht nach Unentgeltlichkeit zu schwinden scheint?

Papst Franziskus:

Du hast ein Wort gesagt, das mir sehr gut gefällt: die Unentgeltlichkeit. Wir vergessen allzu oft den Sinn dieser Unentgeltlichkeit, und wir vergessen, dass die Unentgeltlichkeit die Sprache Gottes ist. Er hat uns unentgeltlich, ungeschuldet geschaffen; er hat uns ungeschuldet in Jesus neu geschaffen. Und Jesus mahnt uns: »Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.« Die Unentgeltlichkeit. In der heutigen Kultur des »do ut des« – ich gebe dir dieses und jenes, über alles wird verhandelt – besteht die Gefahr, dass die Unentgeltlichkeit verloren geht. Und mitunter, oder vielmehr sehr oft – ich glaube, dass das eine weitverbreitete Gewohnheit ist – nimmt das Christentum pelagianische Züge an: alles wird käuflich. »Ich tue dieses und jenes und werde dadurch heilig«, »ich mache dieses und jenes und werde dadurch vollkommen «, »ich tue dies und das und werde noch christlicher«, »ich tue das nicht, und mein Christsein wird dadurch nicht…«. Auch Gott gegenüber legen wir diese Haltung des »do ut des« an den Tag. Aber der Herr hat uns bereits im Alten Testament gesagt: »Ich brauche eure Opfer nicht.

Schaut euch um und helft den anderen. Trachtet nach Recht.« Und das, was du als »Selbstbehauptung des Individuums« bezeichnest, dieser Individualismus, führt uns zu schwerem Unrecht. Zu menschlichem Unrecht. Ich würde nicht sagen zu »sozialem« Unrecht, sonst könnten einige sagen. »Dieser Priester ist ein Sozialist.« Nein, nein: zu menschlichem Unrecht. Das ist ein bisschen jene individuelle Befriedigung, die nichts zu tun hat mit der Unentgeltlichkeit, die Jesus Christus uns vorschlägt, die Gott uns lehrt und die die eigentliche Sprache Gottes ist: die individuellen Bedürfnisbefriedigungen, der Hedonismus: das ist auch eine Kultur des Hedonismus. Man sucht nach persönlicher Befriedigung. Heutzutage braucht es viel Mühe, um die wahren Heiligen von jenen zu unterscheiden, die sich »schminken«, um wie Heilige auszusehen! So viele »geschminkte « Christen, die keine Christen sind, weil sie nichts wissen von der Unentgeltlichkeit. Sie leben ganz anders.

»Wie können wir unsere Arbeit zu einem Ort der Berufung werden lassen?« Indem wir zum ersten Ruf zurückgehen, zu jenem Ruf, den jeder von uns empfängt und der derselbe Ruf ist, den die Menschheit in Adam empfangen hat: Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch, arbeitet…« »Wie können wir unsere Arbeit zu einem Ort der Berufung werden lassen?« Das aussagekräftigste Wort ist hier wahrscheinlich Arbeit. Aber es gibt einen Unterschied zwischen dem Arbeiten einerseits und einer Aktivität andererseits, aus der man nur Profit ziehen und die anderen ausnutzen will. Die Kultur der Arbeit. In vielen unterentwickelten Ländern gibt es die Kultur der Beihilfen und Subventionen: man leistet Unterstützung, aber lehrt die Menschen nicht, wie man richtig arbeitet. Dabei muss ich unwillkürlich an Don Bosco denken, gegen Ende des 19. Jahrhunderts, in jenem freimaurerischen Turin, voller »Priesterhasser«, einer verarmten Stadt, in der die jungen Leute auf der Straße ihr Dasein fristeten… Was hat er getan? Ist er mit Weihwasser umhergezogen? Nein. Er hat ihnen eine notdürftige Erziehung geboten, er hat sie für einfache Arbeiten ausgebildet, um so in die Kultur der Arbeit eintreten zu können. Er hat in jenem Risiko eine Chance, in jener religiösen Krise eine gute Gelegenheit erkannt. Und er hat jenen Menschen einen menschlichen und religiösen Horizont eröffnet. Die Arbeit. Was nicht gleichbedeutend ist mit »Geschäftigkeit«. Die Berufung der Arbeit, der schöpferischen Arbeit. Die Arbeit lässt uns Gott ähnlich werden, der Schöpfer und gleichsam Handwerker ist. Die Arbeit ist also ein Ort der Berufung, nicht ein Ort des Stillstands oder des »Geparkt-seins«. Meine Berufung bringt mich in meiner Arbeit, in meiner Kreativität weiter.

Das gilt auch für den Bereich der Verlobung. Zwischen Verlobten gibt es Unentgeltlichkeit, es gibt die Verpflichtung, miteinander zu gehen, sich zu verstehen, gemeinsam zu fühlen, Schwierigkeiten zu überwinden, treu zu sein. Auch hier handelt es sich um eine unentgeltliche Verpflichtung. Die Unentgeltlichkeit lernt man in der Zeit der Verlobung. An dieser Stelle möchte ich über Folgendes nachdenken. Sehr oft führt die Arbeit, verstanden im Sinn von »Geschäftigkeit«, dazu, dass Familie und Ehe zu kurz kommen. Ich begeistere mich zum Beispiel für Politik und gehe dahin und dorthin, aber kümmere mich nicht mehr um die Ehefrau oder den Ehemann oder die Kinder. Ich habe die Gewohnheit, beim Beichtehören, wenn mir ein verheirateter Mann oder eine verheiratete Frau sagen, dass sie Kinder haben und ihnen manchmal der Geduldsfaden reißt…, ihnen die Frage zu stellen: »Wie viele Kinder hast du denn?« Oft erschrecken sie und denken sich: Was wird er wohl als nächstes fragen?

Und dann frage ich: »Sag mal: spielst du mit ihnen? Nimmst du dir Zeit, mit deinen Kindern zu spielen, ihnen zuzuhören, dir Zeit zu nehmen, mit ihnen zu sprechen?« – »Aber Pater«, so lautet die Antwort, »wenn ich morgens zur Arbeit gehe, dann schlafen die Kinder noch, und wenn ich abends wieder nach Hause komme, schlafen sie auch.« An einer solchen Arbeit, die den Menschen versklavt und es ihm unmöglich macht, die Unentgeltlichkeit des Geschenkes der Liebe, des Geschenkes Gottes, zu leben, ist nicht unbedingt jener Mann oder jene Frau schuld: schuld daran ist die Situation, schuld ist die Ungerechtigkeit, die moralische Ungerechtigkeit, die wir in dieser Gesellschaft erleben. Trotz allem sage ich: Nehmt euch in Fürsorge der Familie an, kümmert euch um den Ehemann, kümmert euch um die Ehefrau, sorgt euch um eure Kinder! Und ich erlaube mir, noch etwas hinzuzufügen, was mir sehr am Herzen liegt: Kümmert euch um die Großeltern!

Kümmert euch um die Großeltern! Sie sind unser Gedächtnis! In der heutigen Wegwerfkultur ist es einfach, die Großeltern auszuschließen: entweder bei ihnen zu Hause oder in einem Altenheim, in dem man sie dann nicht besucht. Da hat sich mittlerweile allerdings einiges geändert, denn da es an Arbeit fehlt und die Großeltern eine Pension beziehen, gehen wir dann doch zu den Großeltern! Kümmert euch um die Großeltern. Besonders berührend finde ich die Weissagung des Propheten Joël, im 3. Kapitel: »Die Alten werden Träume haben«, und es wird eben jener Traum, jene Fähigkeit, von großen Dingen zu träumen, sein, die unsere Kinder und Jugendlichen voranbringen werden. Ich möchte an dieser Stelle schließen, sonst höre ich nicht mehr auf zu reden.

Die neuen Formen der Armut - Maria Elena Tagliaboschi

Heiliger Vater,

die Wirtschaftskrise, die starken Migrationsströme, die demographischen Veränderungen und die Unvereinbarkeit der Arbeitszeiten mit der Sorge um die Kinder sind einige jener Phänomene, die tiefgreifende Auswirkungen auf die Entwicklung in den Industrienationen haben. All dies begünstigt die Entstehung von neuen Formen der Armut: vereinsamte alte Menschen; ein starker zahlenmäßiger Anstieg von Arbeitslosen und Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen, die auf dem Arbeitsmarkt nicht den ihnen gebührenden Platz finden; junge Paare, die von enormen Kosten im familiären Bereich niedergedrückt werden. Diese Veränderungen geben uns das Gefühl, verloren zu sein und immer ärmer zu werden: und dies nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern vor allem in unserer Hoffnung, unseren Sehnsüchten und Leidenschaften. Mit welcher Geisteshaltung sollen wir heranwachsenden und erwachsenen Menschen diese Situationen, mit denen wir oft konfrontiert sind, in Angriff nehmen?

Papst Franziskus:

Entschuldigt, dass ich zuvor etwas weitschweifig geantwortet habe. Zu dieser Frage habe ich bereits einiges gesagt. Aber ich versuche nun, zum Kern des Problems vorzudringen. Es geht darum, den Stil der Wirtschaft von heute zu überdenken. Heutzutage – und das sage ich, weil ich es in der Enzyklika Evangelii gaudium geschrieben habe – gibt es eine Wirtschaft, die tötet. In der Welt, in der Weltwirtschaft, stehen nicht der Mann oder die Frau im Mittelpunkt: es geht um den Götzen Geld. Und der tötet uns. Du kannst an einem Wintermorgen an der Piazza Risorgimento einen Obdachlosen finden, der erfroren ist, oder so viele Kinder, die auf der Straße leben und nichts zu essen haben, oder Drogensüchtige… Das wird nicht in den Nachrichten gebracht, es hat keinen Nachrichtenwert. Aber wenn die Börsen in Tokyo, London, Frankfurt und New York Kursverluste von zwei oder drei Punkten haben, dann scheinen wir vor einer internationalen Tragödie zu stehen! Wir sind Sklaven dieses Wirtschaftssystems, das tötet: Sklaven und Opfer. Die Schwarzarbeit ist heutzutage weit verbreitet, denn wenn du nicht schwarz arbeitest, hast du gar keine Arbeit. Das ist weit verbreitet. Es ist heutzutage an der Tagesordnung, dass man dir einen Arbeitsvertrag von September bis Juni macht, und was passiert dann im Juli und August? Da kannst du ja von Luft leben! Und dann macht man dir wieder einen Vertrag ab September. Ohne Absicherung für den Krankheitsfall und ohne Rentenversicherung. So etwas nennt man »Sklavenarbeit«, und die Mehrheit von uns lebt in diesem System der Sklavenarbeit.

Die Migrationsströme: zum Teil flüchten sie vor dem Hunger, denn ihre Länder werden ausgebeutet, und sie leiden an Hunger. Zum anderen Teil flüchten sie vor dem Krieg, der momentan das Geschäft zu sein scheint, das am meisten Geld einbringt: die Waffenhändler. Und derselbe, der mit Waffen handelt und sie an ein Land verkauft, das mit einem anderen Krieg führt, verkauft sie auch an das andere am Krieg beteiligte Land! Wenn es darum geht, humanitäre Hilfsgüter in vom Krieg oder Bürgerkrieg betroffene Länder zu bringen, ist dies nicht einfach: oft gelingt dies dem Roten Kreuz nicht. Aber die Waffenlieferungen kommen immer an, da gibt es keinen Zoll, der sie aufhalten würde. Warum eigentlich? Weil dieses Geschäft mehr einbringt. Das Geld als »Götze«. Wir sind Sklaven. Eine junge Frau hat im vergangenen Jahr erzählt, sie habe eine Annonce in der Zeitung gesehen, ist dorthin gegangen, fand eine lange Schlange von Leuten vor, die dort hingegangen sind, um eine Arbeit zu bekommen. Die Sachbearbeiterin hat ihren Lebenslauf angeschaut und ihr gesagt: »Ja, ja, das geht in Ordnung, ja, Sie könnten dafür in Frage kommen. Ihre Arbeitszeit beträgt 10 bis 11 Stunden am Tag, mehr oder weniger, aber nicht mehr als 11 Stunden, und das Gehalt beträgt 650 Euro im Monat.« Und die junge Frau hat geantwortet: »Das ist doch nicht gerecht!« – »Wenn es dir zusagt, nimmst du an; wenn es dir nicht passt, schau die Schlange von Menschen an, die hinter dir stehen… Auf Wiedersehen!« Das ist unser tägliches Brot, und aus dieser Ungerechtigkeit entstehen viele neue Formen der Armut, viel neue Armut. Ich bin einmal in eine Barackensiedlung in Buenos Aires gegangen, und da waren Leute neu angekommen.

Ich habe ihnen einen Besuch abgestattet in ihrem Häuschen, das sie notdürftig aus Holz und Blech zusammengebaut hatten, aber die Möbel waren recht schön. Und ich habe allen Mut zusammengenommen, sie zu fragen: »Aber wieso, ich verstehe nicht…« Und er hat mir geantwortet: »Pater, bis vor einem Monat konnten wir die Miete zahlen, jetzt nicht mehr.« Und so wachsen die Barackensiedlungen immer mehr an. Das ist die große Ungerechtigkeit. Und wir müssen ganz klar sagen: das ist eine Todsünde. Es empört mich, es tut mir weh, wenn – und das ist beispielsweise etwas Aktuelles – ein Kind getauft werden soll und es wird jemand (ein Pate) mitgebracht, dem dann gesagt wird: »Aber sie sind nicht kirchlich verheiratet. Nein, sie können nicht das Patenamt übernehmen, denn die Ehe, die kirchliche Heirat ist wichtig.« Und dann bringen sie dir einen anderen, einen Betrüger, der Menschen ausbeutet, einen Kinderhändler, und der gilt als »guter Katholik«, weil er viel Geld für die Kirche spendet: »Ja, du kannst Pate sein.« Da haben wir die Werte verdreht! So wie die Welt der Wirtschaft in der heutigen Welt beschaffen ist, ist das unmoralisch. Ich verallgemeinere da vielleicht ein bisschen, denn es gibt auch Ausnahmen. Es gibt gute Menschen, es gibt Länder, die diese Missstände ändern wollen, es gibt Institutionen, die dagegen vorgehen. Aber weltweit herrscht die Atmosphäre vor, dass Mann und Frau aus dem Mittelpunkt der Wirtschaft entfernt wurden, und dass dort der Götze Geld steht. Ich glaube, damit habe ich deine Frage beantwortet.

Vom Zentrum zur Peripherie – Tonino Casamassimi

Heiliger Vater,

die geistige Auseinandersetzung mit den grundlegenden Werten unserer Gemeinschaft muss uns dazu veranlassen, uns stets bezüglich der Ernsthaftigkeit unseres Einsatzes in der Welt und unseres Dienstes am Nächsten zu hinterfragen. Eine Einrichtung wie die Villa Nazareth wird insoweit mit Sinn erfüllt, als es ihr gelingt, die vorhandenen Talente weit über ihre eigenen Mauern hinaus Frucht bringen zu lassen, wobei Mauern hier nicht nur im konkreten Sinn zu verstehen sind. Aus diesem Grund versuchen wir, in unserem eigenen Umfeld und trotz aller Schwierigkeiten immer offener zu werden für den Einsatz im gesellschaftlichen und sozialen Leben; für eine aktive Präsenz, die sich nicht nur auf diesen konkreten Ort beschränkt, sondern sich auf alle Gebiete ausweitet, in denen die Mitglieder unserer Gesellschaft leben und wirken; für einen Prozess des Nachdenkens und konkrete Projekte der Aufnahme unserer Nächsten, die aus fernen Ländern kommen. Auf welche Weise und mit welcher inneren Einstellung können wir unseren Einsatz in der Welt intensivieren, um ernsthaft jene Begegnung mit den Randbereichen der Existenz zu leben, zu der Sie uns aufrufen und die ihre tiefe Wurzel in der Botschaft des Evangeliums hat?

Papst Franziskus:

Die Talente Frucht bringen lassen. Danach werden wir gerichtet werden: was habe ich mit meinen Talenten gemacht, mit denen, die ich empfangen habe, und mit denen, die der Herr mir ungeschuldet gegeben hat? Diese Frage müssen wir uns stellen. Könnte ich mehr tun? Könnte ich mehr geben? Könnte ich mehr mit den anderen teilen? Talente, nicht nur Geld, sondern Talente! Und welches der wichtigsten Talente des Christentums ist auch eines der größten Talente der Villa Nazareth seit ihrer Gründung? Sie haben das Wort genannt: die Aufnahme. Wir leben in einer Kultur der verschlossenen Türen, der verschlossenen Herzen. Wir schützen uns, einer schützt sich vor dem anderen: »Das ist meines; das gehört mir.« Die Angst, andere aufzunehmen. Die Angst aufzunehmen. Und ich spreche nicht nur von der Aufnahme der Migranten, denn das ist ein großes Problem, es ist auch ein weltweites politisches Problem. Aber auch die alltägliche Aufnahme, die Aufnahme von demjenigen, der mich aufsucht, um mich mit seinem Gejammer, mit seinen Problemen zu langweilen, und der bei mir nach einem Wort des Trostes sucht sowie nach der Möglichkeit, ein »Fensterchen« zu öffnen, um einen Ausweg zu finden.

Es tut mir weh, es tut weh, wenn ich Kirchen mit verschlossenen Türen sehe; es tut weh. Es mag einige Gründe geben, die dies rechtfertigen, aber eine Kirche mit verschlossenen Türen bedeutet, dass jene christliche Gemeinschaft ein verschlossenes Herz hat und in sich selbst verschlossen bleibt. Wir müssen den Sinn für die Aufnahme wiederfinden, den Sinn dafür, aufgenommen zu werden. Und das, was da in Rom geschieht, ist ganz einfach, es ist etwas ganz Alltägliches: ich glaube, dass es eine der Arbeiten ist, oder wenn ihr es mit der Begrifflichkeit des Apostolats benennen wollt, dann ist das, was wir am dringendsten brauchen, das »Apostolat der Ohren«. Wir haben keine Zeit zuzuhören, wir haben diese Fähigkeit verloren: »Ich nicht, ich habe keine Zeit, mir dieses Gejammer anzuhören, nein, das tut mir weh. Da tue ich lieber etwas Nützliches, um keine Zeit zu verlieren…« Wenn wir das nicht tun, nehmen wir die anderen nicht auf. Und wenn wir nicht aufnehmen, sind wir keine Christen und werden nicht ins Himmelreich aufgenommen werden. Das ist etwas Mathematisches. Das ist so, es ist die Logik des Evangeliums. So ist das.

Ihr, die ihr hier in diesem Haus die Erfahrung der Aufnahme gemacht habt, tragt eine große gesellschaftliche und kirchliche Verantwortung: zu lehren und verständlich zu machen, dass dies die Pforte des christlichen Weges ist. Als wir getauft wurden, wurden wir von der christlichen Gemeinschaft aufgenommen. Im Rahmen einer schönen liturgischen Feier, in der der Pfarrer den Sachverhalt, alles gut erklärt hat… Aber bin ich imstande, diese sakramentale Aufnahme im Zeichen der Dreifaltigkeit auch in meinem Glaubensleben weiterzuführen? Oder bevorzuge ich es wegzuschauen, ganz einfach zu sagen: »das habe ich nicht verstanden«, »das habe ich nicht gehört«, »das wusste ich nicht«… Die Aufnahme hingegen bringt Früchte, sie bringt Früchte. Die Aufnahme lässt unsere Talente fruchtbar werden.

Es gibt die »große« Aufnahme von Menschen, die aus fernen Ländern kommen, und es gibt die »kleine« Aufnahme, wenn du – als Papa oder Mama – von der Arbeit nach Hause kommst und dein heranwachsender Sohn oder deine Tochter, die Schwierigkeiten haben, das Bedürfnis haben, dass du ihnen zuhörst… »Ich bin so beschäftigt, können wir das morgen machen…?« Das ist der Moment der Gnade: aufnehmen. »Aber Pater, das ist eine Qual!« Nein, es ist eine Abtötung, eine Abtötung. Es ist das tägliche Kreuz. Jesus hat uns gesagt: »Wer mir nachfolgen will, nehme sein Kreuz auf sich«, er hat nicht gesagt »der nehme sein Morphium, um friedlich einzuschlafen«; »der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach«. Die Aufnahme ist ein Kreuz, aber ein schönes Kreuz, denn es erinnert uns an die Aufnahme, die der liebe Gott uns zuteilwerden ließ und uns auch weiterhin zuteilwerden lässt, jedes Mal, wenn wir zu ihm gehen um uns mit ihm zu versöhnen, um Rat zu bitten, um Vergebung zu bitten… Aufnahme.

Herausforderungen in der Familie  – Massimo Moretti und seine Frau Giorgia Lagattola


Heiliger Vater,

die Familie wird heutzutage bedrängt von der Kultur des Vorläufigen. Die Ehepaare sind der Versuchung ausgesetzt, das größtmögliche Glück zu suchen in einer Dimension, die – trotz der Ehe – aufs Individuelle beschränkt zu bleiben droht. Wir wissen, dass wir auf die unauflösliche Gnade des Sakraments zählen können, aber wir haben nicht immer die Kraft, aus diesem Schatz zu schöpfen. Wie können wir die Flamme unserer Liebe lebendig halten und welchen Wert hat dieses ewige Versprechen, das wir voreinander abgelegt haben, für unsere heutige Welt?

Papst Franziskus: Ich habe heute etwas über die Familien gesagt, aber ich möchte das eine oder andere deiner Worte aufnehmen. Das von der Kultur des Vorläufigen: das wiederhole ich immer wieder. Ein Teil der Menschen, die heiraten, wissen nicht, was sie tun. Sie heiraten… »Weißt du denn, dass das ein Sakrament ist?« – »Ja, ja, und deswegen muss ich ja davor beichten gehen, ja klar, das werde ich tun, und ich werde auch zur Kommunion gehen.« – »Und weißt du, dass das fürs ganze Leben gilt?« – »Ja natürlich, ich weiß, ich weiß.« Aber sie wissen es nicht, denn diese Kultur des Vorläufigen dringt so tief in uns, in unsere Werte, in unsere Urteile ein, dass es dann – um es ganz einfach zu sagen – bedeutet: »Ja, ja, ich werde verheiratet sein, so lange die Liebe andauert, und wenn die Liebe aufhört, dann endet auch die Ehe.« Man sollte das ja nicht sagen, aber die Kultur des Vorläufigen führt dich genau dorthin. Und ich glaube, dass die Kirche sich in der Ehevorbereitung ganz intensiv mit diesem Punkt befassen muss. In Amoris laetitia gibt es ein Kapitel, ein Kapitel, das dieser Frage gewidmet ist. Eine Frau – das habe ich vorgestern Abend in der Lateranbasilika gesagt –, eine Frau hat mir einmal gesagt: »Ihr Priester seid schlau: um Priester zu werden, studiert ihr acht Jahre lang und dann geht alles seinen Gang; und wenn etwas nicht klappt und du eine junge Frau kennenlernst, die dir gefällt und du nicht mehr magst, dann bittest du nach einiger Zeit um ein Verfahren, wendest dich an den Heiligen Stuhl, und die geben dir eine Dispens; dann heiratest du und gründest eine Familie. Aber uns, die wir ein unauflösliches Sakrament empfangen, das ein Leben lang halten soll – es ist ja ein Geheimnis Christi und der Kirche und soll das ganze Leben lang dauern – uns bereitet ihr mit drei oder vier Vorträgen vor?« Das ist wahr: die Ehevorbereitung. Es wäre besser, nicht zu heiraten und nicht das Sakrament zu empfangen, wenn du dir der Tatsache nicht bewusst bist, dass es da um ein sakramentales Geheimnis geht, dass es sich da um die Umarmung Christi mit der Kirche handelt; wenn du nicht gut vorbereitet bist.

Darüber hinaus gibt es die kulturelle und soziale Dimension. Es ist wahr: Heiraten ist ein gesellschaftliches Ereignis, es ist immer ein gesellschaftliches Ereignis gewesen, denn heiraten ist schön, und das gilt für alle Kulturen: es gibt so viele schöne Riten, so schöne Riten in den verschiedenen Kulturen… wenn der junge Mann die junge Frau abholt und trägt… so viele schöne Dinge, die auf die Schönheit der Ehe verweisen. Aber dieser soziale Aspekt verschärft in unserer Kultur des Konsumismus und der Diesseitigkeit mitunter jene Vorläufigkeit, und er hilft dir nicht dabei, [die Ehe] ernst zu nehmen. Vorgestern Abend habe ich erzählt, dass ich mit einem mir bekannten jungen Mann telefoniert habe. Ich habe ihn angerufen, weil mir die Mutter berichtet hatte, dass er heiraten würde; und ich hatte ihn kennengelernt, als ich die heilige Messe hier in Ciampino gefeiert habe. Ich sagte ihm: »Man hat mir gesagt, dass du heiraten wirst…« – »Ja genau.« – »In jener Kirche?« – »Na ja, das wissen wir noch nicht genau, das hängt vom Brautkleid meiner Verlobten ab, das sollte farblich harmonieren mit der Kirche, das wäre schön…« – »Ah, wie schön, wie schön… Und wann?« – »In ein paar Wochen.« – »Ah ja, gut, gut. Bereitet ihr euch auch gut vor?« – »Ja klar, wir machen uns jetzt auf die Suche nach einem Restaurant, das nicht zu weit entfernt ist, und dann bestellen wir die ›bomboniere‹ [italienische Hochzeitsmandeln als Gastgeschenk] und dieses und jenes…« Welchen Sinn hat eine solche Hochzeit? Sie ist ein rein gesellschaftliches Ereignis, ein gesellschaftliches Ereignis. Ich frage mich: Sind diese Verlobten – ganz anständige junge Leute – frei von dieser diesseitsbezogenen, konsumistischen und hedonistischen Kultur, oder lässt dieses soziale Ereignis sie in jenen Mangel an Freiheit fallen? Denn das Sakrament der Ehe kann man nur in Freiheit empfangen. Wenn du nicht frei bist, empfängst du es nicht.

Und dann gibt es noch etwas, was wir besonders pflegen müssen. Es freut mich immer, bei den Frühmessen in Santa Marta und bei den Generalaudienzen Eheleute zu empfangen, die ihren 50. oder 60. Hochzeitstag feiern. Ich spreche dann mit ihnen, sie erzählen mir etwas und sind glücklich. Einmal habe ich von einem dieser Ehepaare etwas gehört, das mir auch die anderen hätten sagen wollen, aber nicht so formulieren konnten. [Ich habe sie gefragt:] »60 Jahre. Wer von euch hatte mehr Geduld?« »Na, alle beide!« – sie sagen immer dasselbe – Und dann: »Gibt es manchmal Streit?« – »Fast jeden Tag, aber das ist kein Problem.« – »Seid ihr glücklich?«, und ich war ganz gerührt, weil sie sich in die Augen geschaut haben: »Pater, wir sind ineinander verliebt. « Das ist großartig! Nach 60 Jahren ist das großartig. Und es ist eine der Früchte des Ehesakraments: die Gnade bewirkt das. Wenn das nur alle erkennen würden!

Und ich möchte noch etwas sagen. Wir alle wissen, dass in der Ehe gestritten wird: manchmal fliegen Teller; das ist ganz normal. Aber ich pflege diesbezüglich folgenden Rat zu geben: Lasst nie den Tag zu Ende gehen, ohne Frieden zu schließen, denn ich habe Angst vor dem »kalten Krieg« am Tag danach. Ja, der ist äußerst gefährlich! Wenn du dich ärgerst und wütend bleibst und nicht am selben Tag Frieden schließt, dann wird alles noch schlimmer, es wird viel schlimmer. »Aber wie soll ich Frieden schließen, Pater? Soll ich eine Rede halten und niederknien?« – »Nein, mach’ so [er macht eine Geste der Liebkosung] und das soll dann genügen.« Es ist eine Geste, eine Art »Gestensprache «. Und vergesst – bitte – neben den Gesten nicht, euch zu liebkosen: die Liebkosung ist eine der heiligsten Ausdrucksformen in der Ehe: ich liebe dich so sehr… Die Liebkosungen… Eheleute, die nicht fähig sind, sich zu liebkosen, sich liebzuhaben, auch mit dem Körper, mit allem, immer… Die Liebkosungen… Ich glaube, dass man damit die Kraft des Sakraments aufrechterhalten kann, denn auch der Herr liebkost seine Braut, die Kirche, mit soviel Zärtlichkeit. Gehen wir in diese Richtung weiter.

Eine Gemeinschaft und ihre Mission – Luca Monteferrante

Heiliger Vater,

wir sind eine Gemeinschaft, die dem besonderen Charisma treu bleiben will, das sie von ihrem Gründer empfangen hat, und der Mission, die ihr von der Kirche anvertraut wurde. Wir sind  eine Laiengemeinschaft, die dazu berufen ist, dieses Charisma zu bewahren, zu verbreiten und Frucht bringen zu lassen. Wir spüren das tiefe Bedürfnis, Sie um Ihren Rat zu fragen hinsichtlich der Bewertung der Zeichen der gegenwärtigen Zeit und hinsichtlich möglicher Wege, die wir gemeinsam beschreiten können. Es sind Zeichen der Krise, die die Mühen und Wunden unseres Lebens zu Tage treten lassen, zugleich aber auch neue Möglichkeiten und Samen der Erneuerung hervorbringen, die uns dabei helfen können, die gedankliche Kreativität und das geistbeseelte Leben einzuüben. Wir bitten Sie, uns bei diesem besonderen Anlass zu helfen, den Sinn der Einladung zu verstehen, die Jesus an Nikodemus gerichtet hat: nämlich »von oben neu geboren zu werden«. Wir tun dies als Gemeinschaft, die sich grundlegende Fragen stellt angesichts der Entwertung der Kultur als Werkzeug zur Förderung des Menschen; angesichts der Organisation der Arbeit, die die Räume des persönlichen und familiären Lebens in Gefahr bringt; angesichts der Berufswelt, die einem abverlangt, auf einen Teil unserer persönlichen Freiheit zu verzichten, um Zugang zu verantwortungsvollen Positionen zu haben; angesichts der Krise auf gemeinschaftlicher Ebene und der Krise der Werte der Brüderlichkeit, die von Lebensrhythmen verursacht werden, die mit der Teilhabe an gemeinsamen Erfahrungen unvereinbar sind.

Papst Franziskus :

Eine Antwort findet sich meiner Ansicht nach in den Worten, die Paulus gesprochen hat, als er vor seiner Ankunft in Malta in einen Sturm geraten ist: »Entweder werden wir alle gerettet oder keiner.« Das ist der gemeinschaftliche Aspekt, dies seid auch ihr, euer Charisma, eure Vereinigung: entweder werden alle gerettet oder keiner. Alle oder keiner. Lasst keine Trennung zwischen euch zu. Und wenn es zu Trennungen kommt, dann begegnet euch, streitet, sagt euch die Wahrheit, ärgert euch, aber durch all dies soll die Einheit zwischen euch immer fester werden. Bewahrt immer die Einheit. Habt keine Angst zu streiten, zu diskutieren…, aber immer mit dem Ziel, die Einheit zu bewahren. Bleibt immer in ihr, immer in ihr. Und das ist ein wichtiges Werkzeug, um die Einheit zu wahren: entweder werden wir alle gerettet oder keiner. Eigeninteressen sind hässlich, ganz hässlich.

In der Frage tauchen Begriffe auf wie »Bewertung der Zeichen der Zeit«, »Samen der Erneuerung « und »auf einen Teil unserer persönlichen Freiheit zu verzichten, um Zugang zu verantwortungsvollen Positionen zu haben« … Drei Anmerkungen hierzu: die erste, nämlich »alle oder keiner«, habe ich bereits erwähnt. Zweitens: bildet mit dieser »Mystik« [inneren Haltung] Söhne und Töchter aus, bildet Jünger und Jüngerinnen aus und übergebt ihnen die Fackel, damit sie sie weitertragen. Es gibt keine Führungskräfte auf ewig: der einzige der ewig ist, ist Gott, der Ewige Vater. Wir alle müssen die Fackel an die Söhne und Töchter weitergeben, damit sie sie weitertragen.

Menschen zu Jüngern zu machen und sie auszubilden bedeutet, einen Verzicht auf sich zu nehmen, aber es ist ein sehr weiser Verzicht. Einen Schritt zur Seite zu treten, damit der Sohn oder die Tochter die Dinge weiterführen können… Ihm helfen, ihn behüten, aber ihn nicht »über-beschützen«: man muss ihm seine Freiheit lassen. Und derjenige, der diese ganze Arbeit der Bewahrung der Einheit, der Kreativität, der neuen Herausforderungen, der neuen Söhne und Töchter bewirkt, ist der Heilige Geist. Es ist das Gebet zum Heiligen Geist. Ihn müssen wir bitten, denn er tröstet uns in Schwierigkeiten, er schenkt uns Freude: der Heilige Geist ist die Freude der Kirche. Er hilft uns, er schenkt uns Freude. Der Heilige Geist ist Harmonie, er ist derjenige, der aus der Verschiedenheit, die er ja selbst erschafft, die Harmonie der ganzen Kirche entstehen lässt. Der Heilige Geist ist Schönheit. Denken wir an den Moment, als Paulus in eine neue christliche Gemeinde gegangen ist und sie gefragt hat: »Habt ihr den Heiligen Geist empfangen?« – »Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt« (Apg 19,2). Und wie viele Institutionen nehmen ein böses Ende oder verlieren ihr Ursprungscharisma, weil sie den Heiligen Geist vergessen haben, der unser Tröster in den Schwierigkeiten ist, der Freude ist, der Harmonie ist, der Schönheit ist?

Nun möchte ich euch für eure Geduld danken, mit der ihr diese »Fastenpredigt« angehört habt. Eigentlich waren es ja sieben Predigten, wie die »Predigten der sieben Worte«, die in Argentinien drei Stunden dauerten. Vielen Dank. Danke für alles, was ihr tut. Danke für euer Zeugnis. Und ichbitte euch, für mich zu beten, denn diese Arbeit ist nicht einfach. Betet für mich. Danke.

 

 



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